Einführung in die Luftfahrtfotografie
Bildaufbau
Dieses Kapitel steht aus gutem Grund als erstes auf der Liste. Man kann eine hervorragende Ausrüstung besitzen, man kann alle Tricks der Belichtungsverfahren perfekt beherrschen, die Knöpfe und Einstellräder auswendig kennen - aber wenn alles, was man macht, immer noch zweitrangige Aufnahmen von landenden Flugzeugen sind, hilft dies auch noch nicht weiter.
Andererseits kann man schöne Bilder erzielen, wenn man den Bildaufbau
"fühlt", wenn man gute Ideen hat, wenn man weiss, wie man die Resultate
variieren und verbessern kann, usw. - selbst wenn man den Traffic eines
Provinzflugplatzes im vollautomatischen Modus fotografiert.
Von den Besten lernen
Von den Besten zu lernen, könnte geradeso gut das Meiste dieser Anleitung
ersetzen. Nichts verbessert den Aufbau der Fotos mehr, als die Beachtung der
guten Fotos anderer. Ich meine jetzt nicht gerade die Alben des Fotografen
Tokunaga oder Topbilder der Webseite Airliners.net - eine Zeitlang mag dies
noch ausserhalb der Reichweite sein, schon aus rein technischen Gründen
Aber selbst in einem lokalen Luftfahrtforum gibt es bestimmt einige "normale"
Typen, dessen Bilder man bewundern kann. Da sollte man sich einen eigenen
bookmark/Lesezeichen-Ordner anlegen. Jedesmal, wenn man dieses "Hey, ich mag
das! Ich war auch dort, warum habe ich es nicht auch so gemacht?"-Gefühl hat,
soll man den Link dazu speichern - und alles von Zeit zu Zeit wieder einmal
durchsehen und sich mit den Fragen beschäftigen "Wie ist das gemacht worden?",
"Warum auf diese Weise und nicht anders?" und "Wie könnte ich es sogar besser
machen?".
Allgemeine Hinweise
Zu Beginn einige allgemeine Hinweise zum Bildaufbau, unabhängig von der Art
des Flugzeuges oder der Flugvorführung, usw.
Schneiden oder nicht schneiden?
Volksplane VP-1, Schaffhausen (Schweiz), 2008
EOS 1D MkIII, 70-200/2.8IS, f/11.0, 1/160s, ISO100, Belichtungszeitpriorität
Was die Gestaltung eines Flugzeugfotos bestimmt, ist der Flugzeugrumpf. Der gesamte Bildaufbau soll sich um diesen Flugzeugrumpf drehen. Im obigen Foto ist der meiste Teil der Flügel abgeschnitten. Wie würde es aussehen, wenn ich es nicht auf diese Weise zugeschnitten hätte? Man sähe ein kleines, blaues Flugzeug mit einer Menge umgebender Landschaft und möglicherweise etwas blauem Himmel darüber. Würde es dadurch besser?
Die Antwort lautet: "Es kommt darauf an". Wenn es die Absicht ist, eine Landschaft mit einem Flugzeug aufzunehmen, dann ja. Wenn es jedoch darum geht, ein Flugzeug im Flug aufzunehmen, dann ist dies die bessere Lösung, denke ich. Nahaufnahme, leichter Winkel, Propellerunschärfe... all dies summiert sich zu einer gewissen Dynamik und macht es ein wenig interessanter.
Insbesondere ist es bei einer frontalen Ansicht (oder einer beinahe
frontalen) in Ordnung, auch einen Teil des Seitenleitwerkes abzuschneiden.
Sonst würde das Foto unausgeglichen erscheinen, mit einem grossen Objekt im
unteren Teil und einer Menge von leerem Raum darüber. Beispiel:
Dassault/Dorner Alpha Jet, Dijon (Frankreich), 2008
EOS 1D MkIII, 500/4IS, f/4.0, 1/640s, ISO125, +1EV, Blendenpriorität
Das Mittel des Zuschneidens beschränkt sich nicht nur auf die Einhaltung des
Gleichgewichtes oder dem Hervorheben der wichtigen Teile usw. Zuschneiden kann
auch als Mittel benutzt werden, um kreativere Effekte zu erreichen:
Dassault Mirage 2000C, Orange (Frankreich), 2007
EOS 20D, 70-200/2.8IS @200mm, f/4.0, 1/1500s, ISO100, Blendenpriorität
Technisch gesehen ist das obige Bild schlecht - die Nase ist abgeschnitten,
in der rechten unteren Ecke ist ein Teil des zweiten Ansaugkanals zu sehen,
ganz zu schweigen von der Drehung. Aber trotzdem: Es ist schön, nicht wahr?
Nicht nur die Flügel
Die obige Regel des ausfüllenden Bildausschnittes erstreckt sich über weit
mehr als nur dem Zuschneiden der Steuerflächen. Man kann ebenso gut auf den
vorderen Rumpfteil zuschneiden, besonders bei der Rotation oder dem Touchdown,
wenn man etwas von hinten fotografiert:
Boeing 747-406M, Amsterdam Schiphol (Niederlande), 2006
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @400mm, f/10.0, 1/800s, ISO200, Belichtungszeitpriorität
... oder noch weitergehend - man kann auf interessante Teile des Flugzeuges
zuschneiden - Fahrwerk, Triebwerke, Heck mit seiner Bemalung, Cockpithaube...
irgend etwas, das einem das Teleobjektiv einzufangen ermöglicht:
Northrop F-5E Tiger II, Axalp (Schweiz), 2008
EOS 1D MkIII, 500/4IS, f/5.0, 1/4000s, ISO640, +1EV, Blendenpriorität
Abwechseln der Zoomstärke
Die oben gezeigte Methode besteht nicht zum Zweck, dass nun alle Fotos
derart zugeschnitten werden sollen, so dass man jeden einzelnen Bolzen zählen
kann! Dennoch bleibt die Hauptregel gültig: Man soll verschiedene Einstellungen
ausprobieren. Wenn die Bedingungen stimmen, kann ein Flugzeug sogar gut
aussehen, wenn es zentriert ist, nur einen Drittel des Ausschnittes ausfüllt,
und der Rest ganz einfach Himmel ist:
Airbus A380, Le Bourget (Frankreich), 2007
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @100mm, f/8.0, 1/800s, ISO250, +4/3EV, Blendenpriorität
Gewiss, dies läuft ein wenig dem zuwider, was ich zu Beginn über das
Zuschneiden geschrieben habe - aber nochmals: Es stimmt, wenn ich das Flugzeug
und den umgebenden Himmel zeigen will.
Raum zum Fliegen gewähren
Wenn man das ganze Flugzeug (im Flug) auf dem Bild haben will, sollte man es
vermeiden, zu nahe an der Flugzeugnase zuzuschneiden. Dies ergäbe den
eigenartigen Eindruck von "da ist ein Flugzeug, es fliegt, aber... wohin? Es
kann nirgendwohin fliegen!". Deshalb sollte etwas Raum vor dem Flugzeug
gelassen werden, mehr als hinter dem Flugzeug.
Zentrierung und Gleichgewicht
Wenn man die vorangegangenen Tipps beachtet, kann man entweder das Objekt ins Zentrum stellen, oder den Ausschnitt so wählen, damit das Flugzeug sich ein wenig in der zur Flugrichtung entgegengesetzten Richtung befindet. Manchmal muss man dabei wählen zwischen:
- entweder zusätzlichen Raum vor dem Flugzeug hinzufügen
- oder die Flügelspitzen zuschneiden
Beide Lösungswege sind gut. Was nicht gut ist, ist ein Ausschnitt, in
dem der Flugzeugrumpf und die Triebwerke die linke Bildhälfte belegen und die
andere Bildhälfte vom übrigen Teil des linken Flügels belegt wird:
Boeing 757-200, Genf Cointrin (Schweiz), 2007
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @400mm, f/8.0, 1/500s, ISO100, Blendenpriorität
Trotz dem warmen Morgenlicht und der schönen Flugzeuglackierung vermittelt
dieses Foto ein schlechtes Gefühl! Es sollte verbessert werden, indem man
entweder den linken Flügel so zuschneidet, damit sich der Flugzeugrumpf im
Zentrum des Ausschnittes befindet, oder indem man etwas Raum vor dem Flugzeug
übrig lässt - beides ergibt den selben Effekt.
Waagrechte Ausrichtung
(Dies betrifft hauptsächlich Fotos unbewegter Objekte und Takeoffs und Landungen). Das Foto darf nicht schief in Bezug auf den Horizont ausfallen. Wenn nötig muss das Foto in der Nachbearbeitung korrigiert werden, damit nicht der Eindruck entsteht, alles rutsche nach links.
Es mag oft schwierig werden, herauszufinden, was waagrecht ist, besonders bei Fotos, die aus einem Winkel heraus aufgenommen worden sind. Linien, die horizontal erscheinen - wie die Piste, die Kante des Flugzeugrumpfes, oder sogar... der Horizont selbst müssen nicht unbedingt dasjenige darstellen, was man als Referenz für die waagrechte Ausrichtung benötigt. Die einfachste Herangehensweise ist es, vertikale Objekte vertikal zu machen: Bäume, senkrechte Kanten von Gebäuden, Strassenlampenmaste, usw. Man darf nicht überrascht sein, wenn man keinen Weg findet, es richtig zu machen.
Während ein "nur ein bisschen" schräges Foto hässlich aussieht, kann eine
absichtlich erzeugte Schiefheit tatsächlich einen schönen Schliff ergeben:
McDonnell Douglas F/A-18D Hornet, Meiringen (Schweiz), 2008
EOS 1D MkIII, 500/4 IS, f/4.0, 1/400s, ISO320, +1EV, Blendenpriorität
Hintergrund
In den meisten Fällen hat man keine Wahl. Bei Flugvorführungen in der Luft ist der Himmel der Hintergrund. Bei den Takeoffs oder den tiefen Vorbeiflügen wird der Hintergrund meistens unscharf herauskommen. Bei den Ausstellungen am Boden wird oft eine Menge lästiger Kleinigkeiten das Auge vom Hauptobjekt ablenken
Dennoch sollte man versuchen, es richtig zu machen:
- Bei den Ausstellungen am Boden sollte man einen Ort finden, wo man am wenigsten Durcheinander im Hintergrund hat
- Bei tiefen Vorbeiflügen muss man sich vor ablenkenden Objekten an der gegenüberliegenden Seite der Piste in Acht nehmen. Zum Beispiel, beim RIAT gibt es öfters lästige Banner. Hier sollte man darauf achten, dass man dann auslöst, wenn sich das Flugzeug zwischen ihnen befindet.
- Bei der Flugvorführung in der Luft sollte man versuchen, dann auszulosen, wenn sich das Flugzeug gerade vor eine Wolke schiebt.
In einigen Ausnahmefällen gibt es tatsächlich einen interessanten
Hintergrund bei den Flugvorführungen in der Luft. Ein klassisches Beispiel
dafür ist der Schiessplatz Axalp. Aber selbst dort kann man
es mehr oder weniger gut treffen
McDonnell Douglas F/A-18C Hornet, Axalp (Schweiz), 2008
EOS 1D MkIII, 500/4 IS, f/4.5, 1/1250s, ISO500, +4/3EV, Blendenpriorität
Solovorführungen
Während einer Solovorführung wird man das Flugzeug wahrscheinlich aus allen möglichen Winkeln sehen. Dabei gibt es geeignete Winkel und weniger geeignete. Ein klassischer "Foto-Vorbeiflug" ist es, wenn sich das Flugzeug in leichte Schräglage gegen das Publikum neigt und dadurch seine Oberseite zeigt.
Tipp: Das Flugzeug muss nicht genau in Flugrichtung aufgenommen werden. Es
ist oft interessant, die Kamera ein wenig zu drehen, um einen interessanteren
Winkel zu erhalten:
Dassault Mirage 2000C, Orange (Frankreich), 2007
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @400mm, f/8.0, 1/1250s, ISO250, Blendenpriorität
Leider präsentieren die meisten der schnellen Solovorführungen von Jets die "falsche" Seite des Flugzeuges. Die praktischen Gründe dafür sind:
- Das Flugzeug befindet sich meistens in irgendeiner Drehung
- Diese Drehungen können nicht über dem Publikum ausgeführt werden, sondern vor dem Publikum
- Diese Drehungen werden vorzugsweise mit positivem G-Faktor ausgeführt
Es wird jedoch immer einige Momente geben, in denen es selbst die
"schlechte" Seite des Flugzeuges ermöglicht, etwas Schönes aufzunehmen. Man
kann vorausdenken: "Wo befindet sich das Flugzeug jetzt? Was wird es als
nächstes tun? Wie wird es zur Sonne positioniert sein?" Wenn man sich davon
erwartet, dass es interessant werden wird: Auslösen!
Lockheed Martin F-16C, Orange (Frankreich), 2008
EOS 1D MkIII, 500/4IS + TCx1.4, f/8.0, 1/1000s, ISO400, +2/3EV, Blendenpriorität
Falls man während zwei (oder mehr) Tagen einer Airshow beiwohnen kann, kann man sich merken, welches die interessanten Momente einer Vorführung sind. Damit wird man nicht von Aktionen überrascht werden wie:
- Ausstoss von Flares
- Touch and go
- Hochgeschwindigkeitsvorbeiflüge mit den Kondensationswolken
- backflip (volkstümlich "Rückwärtssalto" genannt)
... jede davon bietet die Möglichkeit für ein gutes Foto.
Segelflugzeuge
Segelflugzeuge sind besonders schwer zu fotografierende Objekte, besonders in der Luft. Sie sind klein, dünn, vermitteln allein durch ihr Aussehen keinen Eindruck von "speed" - und haben keine Propeller, die man unscharf machen kann.
Zum Glück verwenden beinahe alle Segelflugzeuge bei ihren Flugvorführungen
einen Raucheffekt. Dies bietet die Gelegenheit für einige interessante Bilder.
Marganski MDM-1 Fox, Dittingen (Schweiz), 2007
EOS 1D MarkIIN, 100-400IS @400mm, f/8.0, 1/400s, ISO100, Blendenpriorität
Flugvorführungs-Teams
Eine erste Herangehensweise, Fotos der Flugvorführungs-Teams zu machen, kann
natürlich darin bestehen, sie einfach als eine Gruppe von einzelnen Flugzeugen
zu behandeln. Dies geht gut, alle oben erwähnten Regeln haben immer noch ihre
Gültigkeit. Aber diese Teams geben einem einige zusätzliche Gelegenheiten:
Formations-Figuren
Darum dreht es sich doch beim Fliegen im Gruppenverband, nicht wahr? Die
meisten dieser Flugvorführungen bestehen zum grössten Teil aus Formationen mit
einigen Flugzeugen, die vor dem Publikum vorbei fliegen. Ähnlich, wie dies
bereits weiter oben bei den Solovorführungen unter dem Stichwort
"Foto-Vorbeiflug" erwähnt worden ist: Man muss das Foto nicht unbedingt so
aufnehmen, wie sich die Szenerie in Wirklichkeit präsentiert. Man kann
versuchen, die Kamera so zu drehen, damit der Ausschnitt besser ausgefüllt ist,
man kann versuchen, zwei Flugzeuge zu finden, die sich während eines Manövers
in einer besonders schönen Figur ausrichten, usw.
Asas de Portugal, Grenchen (Schweiz), 2006
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @400mm, f/9.0, 1/640s, ISO200, Blendenpriorität
Entgegengesetzter Vorbeiflug
Ein gemeinsames Element der meisten Team-Vorführungen ist wiederum dieses: Zwei Flugzeuge (oder zwei Gruppen von Flugzeugen) fliegen von beiden Seiten her aufeinander zu und kreuzen ihren Weg vor dem Publikum. Dazu gibt es einen leichten Trick: Man verfolgt mit der Kamera das Flugzeug, das von derjenigen Seite kommt, auf der man sein "besseres" Auge hat. Gleichzeitig benützt man das andere Auge, um den genauen Moment des Kreuzens vorauszusehen. Dann löst man eine Serienaufnahme aus... und man sollte es "im Kasten" haben.
Diese Methode hat einen Nachteil: Man weiss nie, ob das Flugzeug, dem man
folgt, nicht auf der "falschen" Seite durchfliegt...
Patrouille de France, Salon-de-Provence (Frankreich), 2007
EOS 1D MkIIN, 500/4IS + TCx1.4, f/8.0, 1/1600s, ISO250, Blendenpriorität
Rauchfahnen
Im Allgemeinen werden Rauchfahnen bei den meisten Flugvorführungen angewandt. Vom einfachen, weissen Rauch, der gerade mal Präsenz markiert, bis zu einer farbenreichen Vorführung der Frecce Tricolori, die ohne Rauch viel einbüssen würde.
Aber jedenfalls ist es ein Teil des Spektakels. Man sollte versuchen, einige
Aufnahmen zu erzielen, die dies zeigen. Der einfachste Weg dazu ist es, hinter
der Formation einigen Raum frei zu lassen. Dies verletzt die oben beschriebene
Gleichgewichtsregel nicht, denn in diesem Fall besteht das Objekt nicht allein
aus dem Flugzeug, sondern ebenso auch aus dem Rauch:
Frecce Tricolori, Kecskemet (Ungarn), 2008
EOS 1D MkIIN, 500/4IS, f/4.0, 1/4000s, ISO320, +1EV, Blendenpriorität
Die meisten Teams werden eine Art von Figuren aus Rauch an den Himmel
zeichnen (und man rate einmal, was? - In den meisten Fällen wird es ein Herz
sein ) Dafür sollte man sein Weitwinkelobjektiv bereithalten.
Ausstellung am Boden
Ausstellungen am Boden sind eine bunte Mischung, wenn es ums Fotografieren geht. Die Flugzeuge sind normalerweise von irgendwelchen Schranken umgeben - entweder einem einfachen Plastikband, oder aber den wirklichen Schranken aus Metall... Auf jeden Fall nerven sie und es ist schwierig zu verhindern, dass sie in dem Ausschnitt hinein ragen.
Wohl die beste Situation besteht dann, wenn sich die Schranken
verhältnismässig weit vom Objekt entfernt befinden. Dann ist man relativ frei,
um Weitwinkelaufnahmen zu machen. Die Details können dann immer noch mit dem
Teleobjektiv eingefangen werden.
North American T-6G Texan, Bex (Schweiz), 2007
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @400mm, f/8.0, 1/250s, ISO100, +1EV, Blendenpriorität
Erstaunlicherweise ist es schlechter, je näher man sich beim Flugzeug
befindet. Der Grund: Man ist nicht der Einzige, der dorthin gelangen will - und
alle anderen erscheinen dann magischerweise auch auf den Fotos Es gibt ein
paar wenige Möglichkeiten, um mit einer solchen Situation umzugehen:
Weitwinkel
Die meisten Leute um einen herum werden Kompaktkameras verwenden. Das
Schlechte an diesen Kameras ist, dass sie einen nicht allzu grossen Blickwinkel
anbieten. Wenn man eine Digitale Spiegelreflexkamera besitzt, auch wenn es eine
mit dem Crop-Faktor 1,6 ist und ein Kit-Objektiv mit 18 - X mm Brennweite hat,
ist dies ein Vorteil Man tritt etwas näher, macht sein Foto - aber man soll
kein Trottel sein, man sollte nicht länger dort verweilen als man wirklich
muss!
Lockheed Martin F-16C Falcon, Fairford (Grossbritanien), 2007
EOS 1D MkIIN, 17-40/4 @26mm, f/5.6, ISO100, +1EV, Blendenpriorität
Im äussersten Fall und wenn man ein wirkliches Ultra-Weitwinkel-Objektiv
besitzt (weniger als 20 mm im Kleinbildformat), oder gar ein Fischaugeobjektiv,
kann man sogar noch näher treten. Doch dann wird das Foto so stark verzerrt
sein, dass ein paar Köpfe darauf ohnehin keine Rolle mehr spielen.
Leiter
Die ultimative Lösung: Wenn man nicht vor die Menge gelangen kann - versetze
man sich über sie! Schon bloss ein halber Meter Überragung kann einem eine
saubere Aufnahme ermöglichen.
Details, Reflexionen, usw.
Eine Ausstellung am Boden ist eine gute Gelegenheit für Nahaufnahmen. Man
kann interessante Formen suchen, Kurven, Spiegelungen, leuchtende Regentropfen
auf der Cockpithaube... man muss seine Phantasie einsetzen.
Northrop F-5E Tiger, Salon-de-Provence (Frankreich), 2007
EOS 20D, 17-40/4 @29mm, f/9.5, ISO100, Blendenpriorität
Froschperspektive
Eine leichte Methode, etwas "Pfeffer" ins Foto zu bringen, ist... auf die Knie zu gehen Dabei benötigt man ein relativ weitwinkliges Objektiv (20 bis 25 mm im Kleinbildformat). Man muss die Kamera so tief wie möglich positionieren - idealerweise dort, wo das Gras aus dem Boden spriesst (ohne jedoch deswegen das Objekt zu verdecken). Man muss versuchen, interessante Winkel zu finden - man kann von vorne/unten anvisieren, leicht aus einem Winkel heraus, die Kamera etwas zur Seite drehen. Man sollte kreativ sein.
Übrigens, es wird sogar noch lustiger mit einem Fischaugeobjektiv
In der Tat gilt dies nicht nur für die Fotos einer Ausstellung am Boden -
man könnte dieselbe Technik auf Flugzeuge anwenden, die dem Taxiway entlang
rollen. Wenn man dort genügend Platz hat, sollte man sich einfach zu Boden
begeben, dabei dem dummen Kommentar der umgebenden Leuten zuhören... und Freude
an den Fotos haben, die viel interessanter sein werden als ihre Fotos
Antonov An-2, Kestenholz Flugtage (Schweiz), 2009
EOS 1D MkIII, 17-40/4 @28mm, 1/50s, f/10, ISO10, Belichtungszeitpriorität
Verwendung des Polarisationsfilters
Bei schönem Wetter wird man erwägen, den Polarisationsfilter auf das Objektiv zu schrauben. Dieser Filter wird einem helfen,
- den Kontrast zwischen den Objekten und dem Himmel zu reduzieren
- den Himmel "blauer" zu machen (vor allem wenn man die Sonne nicht genau im Rücken hat)
- die Farben allgemein schöner zu machen
Jedoch gilt es, dabei zwei Sachverhalte zu beachten:
- Mit einem Weitwinkelobjektiv wird die Verwendung des Polarisationsfilters wahrscheinlich etwas Vignettierung hervorrufen. Der Polarisationsfilter verstärkt nicht nur die Vignettierung des Objektives selbst, sondern fügt noch einen eigenen Vignettierungseffekt hinzu, der von der Tatsache herrührt, dass das Sonnenlicht aus verschiedenen Winkeln auf die verschiedenen Bereiche des Bildes fällt.
- Die meisten modernen Cockpithauben bestehen aus Plastik, das die Tendenz hat, regenbogenartige Effekte hervorzurufen, wenn die Aufnahme durch ein Polarisationsfilter gemacht wird. Dies kann während dem Fotografieren nicht eindeutig erkannt werden, schaut dann jedoch auf den Bildern hässlich aus.
Verschiedenes
Kondensationseffekt
Die schnellen Jet-Vorführungen werden oft von verschiedenen wolkenartigen Effekten um die Flügel herum begleitet. Jene werden durch eine plötzliche Dekompression feuchter Luft während des Manövers verursacht. Wenn das Flugzeug steil nach oben steigt, sinkt die Kompression der Luft oberhalb der Flügel stark ab - bis zum Punkt, wo der in der Luft enthaltene Wasserdampf sich in Wassertröpfchen verwandelt, weit unter der normalen Temperatur.
Wenn man diese Art von Effekt liebt, hat man den Regen zum Freund - oder zumindest, wenn nicht gerade Regen, so doch wenigstens eine Menge Feuchtigkeit in der Luft (am Meer, in den Bergen, usw.). Je mehr Wasser die Luft enthält, umso schöner wird der Effekt.
Wahrscheinlich der sensationellste Kondensationseffekt ist die sogenannte Prandtl-Glauert-Wolke:
McDonnell Douglas F/A-18C Hornet, Mollis (Schweiz), 2007
EOS 1D MarkIIN, 100-400IS @400mm, f/7.1, 1/640s, ISO400, Blendenpriorität
Der Mechanismus unterscheidet sich leicht vom Phänomen, das auftritt, wenn
ein Flugzeug sich der Schallgeschwindigkeit nähert. Aber das Prinzip bleibt das
selbe: Gebiete, in denen eine plötzliche Dekompression von feuchter Luft
stattfindet.
Nachbrenner
Kampfjet-Solovorführungen setzen die Nachbrenner viel ein - und sie können dem Foto einen schönen Schliff hinzufügen. Am besten achtet man auf:
- enge Kurven vor dem Publikum - besonders vertikale, wie man es am unteren Teil des Flugzeuges erkennen kann, das von der Sonne beschienen wird (Aufnahme einer F-16 weiter oben)
- Touch and go (üblicherweise so ungefähr in der Mitte der Vorführung)
- oder ganz einfach bei den Takeoffs
EOS 1D MarkIIN, 500/4, f/4.0, 1/1600s, ISO200, Blendenpriorität
Heisse Luft
Dazu gibt es gute und schlechte Nachrichten Meistens - schlechte. An heissen Sommertagen wird die flache, offene Oberfläche des Flugfeldes bestimmt mit einer Schicht von heisser Luft bedeckt sein. Dies wird die meiste Zeit die Fotos von Bodenobjekten (einschliesslich Flugzeuge auf der Piste), die aus Distanz aufgenommen worden sind, ruinieren.
Bis zu einem gewissen Ausmass kann man dies umgehen, indem man mitzieht. Wenn die Belichtung lange genug dauert, wird das Flimmern der heissen Luft durch die Bewegung des Objektives teilweise "ausgeebnet", während das Flugzeug immer noch scharf ist. Aber sonst - gibt es keine Lösung. Man muss ab und zu auf dem LCD-Display der Kamera nachschauen. - Falls der Dunst ein Problem wird, muss man einfach auf einen besseren Moment warten, vielleicht wird ihn der Wind für einen Moment wegblasen.
Die gute Nachricht ist: Die grosse Menge heisser Luft, vorzugsweise
wenn sie aus dem Triebwerk kommt, kann tatsächlich interessant sein! Entweder
erzeugt sie einen schönen, unscharfen Hintergrund hinter dem Flugzeug, oder...
vor dem Flugzeug
McDonnell Douglas F/A-18D Hornet, Meiringen (Schweiz), 2008
EOS 1D MarkIIN, 100-400IS @400mm, f/8.0, 1/200s, ISO200, +2/3EV, Blendenpriorität
(beim obigen Foto kam die heisse Luft von einer anderen Hornet, die soeben
vom Taxiway abbog)
Ferngesteuerte Flugzeugmodelle
Das Gute bei den ferngesteuerten Flugzeugmodellen ist die unglaubliche Vielfalt der Dinge, die diese Leute hervorbringen. Man hat nicht mehr viel Gelegenheit, eine fliegende SR-71 Blackbird zu sehen. Die Thunderbirds werden wahrscheinlich auch nicht auf die F-84-Thunderjets zurückkommen. Aber all dies ist möglich in der Welt der ferngesteuerten Modellflugzeuge , und oft sind die Details mit einer erstaunlichen Präzision nachgebildet worden.
Man muss jedoch beachten: Die ferngesteuerten Modellflugzeuge sind im Flug
wirklich schwer zu fotografieren. Sie fliegen viel näher und (relativ) viel
schneller als die normalen Flugzeuge. Bei jetbetriebenen Modellen kommt es
häufig zu einer wilden Jagd mit dem Teleobjektiv, um überhaupt etwas auf dem
Bild zu haben. Und wenn man einmal etwas hat, man wird hunderte von Fotos
brauchen, um etwas Scharfes zu erhalten. Wenn es jedoch gelingt, können die
Effekte wirklich cool sein!
F-84G Thunderjet - Modellflugzeug, Hilzingen (Deutschland), 2008
EOS 1D MarkIII, 500/4, f/7.1, 1/800s, ISO200, +1/3EV, Blendenpriorität
Stimmung und Umgebung
Es hat nicht viel mit einer Regel für Luftfahrtfotografie zu tun - aber man
muss sich nicht ausschliesslich auf die Flugzeuge konzentrieren. Die Zuschauer,
die Flugfeldeinrichtungen, das Personal, Kinder, die mit kleinen Flugzeugen
spielen, und zu guter Letzt die Piloten - all dies kann zu einer erfolgreichen
Berichterstattung eines Anlasses beitragen.
Pilot Pilatus P3, Lausanne (Schweiz), 2005
EOS 20D, 100-400IS @220mm, f/14, 1/125s, ISO100, Belichtungszeitpriorität
Kameraeinstellungen
Jetzt, wo man ein wenig weiss, wie die Fotos aussehen sollten, möchte ich Ihnen ein wenig erzählen, wie man an den Knöpfen und Einstellrädern der Kamera schrauben kann. Fahren Sie fort mit den Ausführungen zur Belichtung
Deutsch-Übersetzung von Chrigu G.
Letzte Aktualisierung: 18-04-2010, 23:14