Einführung in die Luftfahrtfotografie
Ausrüstung
Es klingt einfach: Man benötigt eine schnelle digitale Spiegelreflexkamera
und ein paar gute Teleobjektive Trotzdem, nicht alle von uns haben ein
unbeschränktes Budget, deshalb muss oft ein Kompromiss gemacht werden. In
diesem Kapitel versuche ich, Entscheidungshilfe anzubieten.
Wichtigste Regel
Das Objektiv ist wichtiger als das Kameragehäuse (body). Selbst im digitalen Zeitalter wo die Kameras immer aufwändiger werden (und die Bildqualität am Ende stärker beeinflussen), sind es immer noch die Objektive, die die entscheidende Auswirkung auf die Bildqualität ausüben.
Zudem: Während die Kameras die Tendenz aufweisen, öfters zu kommen und zu
gehen - entweder weil sie verschleissen, oder (häufiger) weil sie "im Geiste
veralten" - ein gutes Objektiv hält gewöhnlich auf ewig, oder zumindest für
viele Jahre. Deshalb, wenn man an den Punkt angelangt ist und sich fragt "soll
ich weiteres Geld investieren, um das nächsthöhere Modell des XY-Kameragehäuses
zu kaufen, das diese tollen YZ-Merkmale aufweist, oder sollte ich eher mehr
ausgeben, um eine stabilisiertes Objektiv zu erhalten?" - sollte man sich dies
gar nicht fragen, sondern der oben erwähnten Regel folgen: "Das Objektiv ist
wichtiger als das Kameragehäuse".
Objektiv
Man benötigt:
- Brennweite von mindestens 300 bis 400 mm (im Kleinbildformat)
- einen relativ schnellen Autofokus-Motor (vorzugsweise einer auf der Basis von Ultraschall, nicht die alten Gleichstrom-Typen)
- Bildstabilisator ist stark erwünscht, besonders wenn man Flugzeuge mit Propellerantrieb fotografiert
Man benötigt nicht:
- Sehr lichtstarke Objektive. Maximale Blendenöffnung f/5,6 tut gewöhnlich den Dienst, maximale Blendenöffnung f/4 ist genau richtig. Maximale Blendenöffnung f/2.8 ist wirklich zuviel des Guten - man bedenke, wir sprechen hier von Objektiven mit einer Brennweite von 300 mm und mehr!
Die für die Luftfahrtfotografie nützlichen Objektive können in drei Gruppen
eingestuft werden:
Unter- und Mittelklasse-Objektive
Gewöhnlich 70 oder 75 bis 300 mm Brennweite, maximale Blendenöffnung f/5,6 bei maximalem Zoom, manchmal mit Bildstabilisator. Die Bildqualität ist bei weit offener Blende nicht sehr gut (aber kann akzeptabel sein). Normalerweise sind sie ziemlich leicht, weit unter einem Kilogramm Gewicht. Der Preis liegt zwischen 200 und 500 Euro.
Canon 70-300. Von diesem gibt es einige Varianten - alle haben einen ziemlich schnellen Ultraschall-Autofokus-Motor, aber ihre Bildqualität ist unterschiedlich. Es gilt die grundsätzliche Regel: Man erhält den Gegenwert für das, was man bezahlt. Insbesondere das 70-300 f/4-5.6 IS USM ist ziemlich gut (Warnung: nicht zu verwechseln mit der "DO"-Variante, die teurer und den Preis nicht wirklich wert ist). Jedoch sogar die älteren Objektive, die 75-300 f/4-5.6 sind ziemlich in Ordnung (abgesehen von der "II"-Variante, die keinen Ultraschall-Autofokus-Motor hat).
Canon 100-300 f/4.5-5.6 USM. Dieses wird nicht mehr hergestellt, ist jedoch gebraucht relativ leicht erhältlich. Es fehlt ein Bildstabilisator, wird jedoch optisch als ein wenig besser beurteilt als seine 75-300-Schwestern.
Canon 55-250 f/4-5.6 IS. Dieses Objektiv wird oft zusammen mit einem Canon-Amateurkameragehäuse als zweites Erstausstattungsobjektiv (Kit) verkauft. Nun, für seinen Preis tut es seinen Dienst, aber man darf keine Wunder erwarten. Es eignet sich zweifellos dazu, verschiedene Brennweiten auszuprobieren, um sich entscheiden zu können, was der nächste Schritt sein wird
Nikkor 70-300 f/4.5-5.6 VR. Dieses Objektiv existiert in zwei Versionen: Die Version "G", die die alte, mechanische Fokussierung besitzt, und die Version "VR", die nebst dem Bildstabilisator einen AF-S-Motor besitzt. Beide sind ihr Geld wert.
Sigma 70-300 - Dieses Objektiv existiert in zwei Versionen: In der Version DG und in der Version DG APO. Die Version DG-APO ist angeblich besser, hat zusätzliche Beschichtungen, aber es fehlt ihm beim maximalen Zoom die Qualität - und keines von beiden hat einen HSM-Motor.
Spitzenklasse-Zoomobjektive
Zu den Spitzenklasse-Zooms gehört alles was auf 400/5.6, 300/4 oder 200/2.8 endet. Die Bildqualität ist wirklich gut, selbst bei grosser Blendenöffnung. Normalerweise haben sie Bildstabilisation. Einige billigere Objektive mit Festbrennweite kommen hier auch in Frage. Diese Zoomobjektive können bis zu 2 Kilogramm wiegen und kosten so um die 500 bis 1000 Euro.
Einige Beispiele:
Canon 100-400 f/4.5-5.6L IS USM - das klassischste Airshow-Objektiv (und ein Grund dafür, warum Canon immer noch eine bessere Wahl ist für Hardcore-Luftfahrt-Freaks ). In ihm sind ein perfekter Brennweitenbereich, schneller Autofokus, Bildstabilisator und Schiebezoom vereinigt, was grossartig funktioniert, wenn schnelle Wechsel benötigt werden.
Dieses Objektiv ist eigentlich von alter Bauart, jedoch das einzige Zoomobjektiv, von dem es überragt wird, ist immer noch das Nikon 200-400 VR, allerdings mit Preis UND Gewicht der Spitzenklasse.
Sigma 50-500 f/4-6.3 EX DG HSM - ein unglaublicher Brennweitenbereich und überraschenderweise eine viel bessere Bildqualität, als man von einem 10fach-Zoom erwarten würde. Nicht in der 100-400-Klasse, jedoch nach wie vor erwägenswert, wenn man diese 500 mm wirklich will.
Sigma 100-300 f/4 EX DG IF HSM - ein ziemlich interessantes Objektiv. Es hat weder einen riesigen Brennweitenbereich, noch einen Bildstabilisator, aber es hat einen Vorteil: 300 mm bei einer maximalen Blendenöffnung f/4. Wenn man weiss, dass man ein Objektiv mit längerer Brennweite nicht zu oft braucht, sollte man dieses hier in Betracht ziehen.
Nikkor 80-400 f/4.5-5.6 VR - Nikons "vielleicht"-Antwort auf das 100-400L. Unglücklicherweise kein AF-S-Objektiv, wenngleich die Bildqualität wirklich in Ordnung ist - verwendet einen alten, mechanischen Fokusantrieb, dessen Geschwindigkeit eine Menge zu wünschen übrig lässt.
Sigma 80-400 f/4.5-5.6 EX OS - Sehr ähnlich zum oben erwähnten Nikon-Objektiv. Schöner Brennweitenbereich, akzeptable Qualität (jedoch eine Spur schlechter als Nikon), Bildstabilisator... aber kein HSM-Motor.
Canon 400 f/5.6 L - Ja, dies ist kein Zoomobjektiv aber sein Preisklasse rückt es in diese Kategorie - und es ist ein wirklich interessantes Objektiv. Während es mit seiner maximalen Blendenöffnung von f/5.6 eher dunkel ist und keinen Bildstabilisator hat, besitzt es doch einen recht schnellen Aufofokus-Motor und... nun, weil es ein Festbrennweitenobjektiv ist, kann man erwarten, dass es messerscharf ist, selbst bei 400 mm und f/5.6. Und das Beste: Es ist verhältnismässig günstig, im Bereich der Spitzenzoom-Klasse. Wenn man weiss, dass man die meiste Zeit im maximalen Zoombereich fotografieren wird, kann man dieses Objektiv in Betracht ziehen, anstelle eines Zoomobjektives.
Festbrennweiten-Objektive mit grosser Brennweite
Im Wesentlichen gibt es vier Arten solcher Objektive: 300/2.8, 400/2.8, 500/4 und 600/4. Die höchste Wahlmöglichkeit, keine Kompromisse bezüglich der optischen Qualität - und auch nicht bezüglich Preis und Gewicht. In der Tat gibt es hier nicht viel Unterschied zwischen den beiden Hauptsystemen der digitalen Spiegelreflexkameras - beide bieten stabilisierte und nicht stabilisierte Varianten in jeder klassischen Brennweite an, sie sind alle extrem schnell, zu ihrer Bildqualität kann man sagen: Besser geht's nicht, und alle sind richtig klotzig und teuer. Qualität hat ihren Preis.
300mm f/2.8. Dies ist ein vollendetes Objektiv für die allgemeine Luftfahrtfotografie, die keinen extremen Zoombereich erfordert. Kleine Warbird- und Oldtimer-Meetings, wo die Piste 50 m lang ist und nichts die Sicht behindert - es gibt nichts Besseres als ein 300/2.8.
500mm f/4.0. Dieses könnte sich besser eignen, wenn das Hauptgebiet grössere Airshows mit Hochgeschwindigkeit-Jetvorführungen, die sich oft ein wenig entfernter vom Publikum abspielen und etwas näher herangeholt werden müssen. Das grösste Objektiv, das verhältnismässig leicht mit der Hand gehalten werden kann.
400mm f/2.8. Dieses sollte ausschliesslich dann gewählt werden, wenn man weiss, dass man diese f/2.8 wirklich benötigt (entweder für eine geringe Schärfentiefe oder für noch kürzere Belichtungszeiten) und wenn man keine Mühe damit hat, die meiste Zeit vom Stativ aus zu fotografieren. Es ist wirklich sperrig, und die Gewichtsdifferenz zum 500/4 mag gering erscheinen, aber es sind genau diese 2 Kilogramm, die die Sache vollständig anders werden lassen.
Wenn man nicht sicher ist, sollte man das 300/2.8 oder das 500/4 nehmen.
600mm f/4. Hier gelten die ähnlichen Vorbehalte wie beim vorher erwähnten Objektiv: Wenn man diese zusätzlichen 100 mm wirklich benötigt und wenn es einem nichts ausmacht, vom Stativ aus zu fotografieren - dann ist es gut. Aber wenn man nicht sicher ist, sollte man das 500/4 nehmen.
Anmerkung: Sigma bietet ein nicht stabilisiertes 500 f/4.5 für viel weniger Geld als Canon oder Nikon an. Wenn einem das Fehlen der Bildstabilisation und eine geringfügig schlechtere Bildqualität (nur, es ist immerhin ein Festbrennweitenobjektiv!) nichts ausmacht, sollte man dieses in Erwägung ziehen.
Nikkor 200-400 f/4 VR. Der letzte Abschnitt schloss mit einem Festbrennweitenobjektiv, lasst uns diesen Abschnitt mit einem Zoomobjektiv abschliessen weil es nämlich wirklich nicht in den anderen Abschnitt passt. Dies ist wahrscheinlich das ultimative Airshow-Zoomobjektiv. Brennweitenbereich und f/4 über den ganzen Bereich, Bildstabilisator, AF-S-Autofokus-System... was wünscht man sich noch? Nun, es könnte a) billiger und b) leichter sein Aber wenn es einem keine Angst macht - sollte man sich eines besorgen, man wird es nicht bereuen.
Während je grösser offensichtlich desto besser ist, mit etwas Geschick
kann irgend eines dieser Objektive schöne Aufnahmen liefern. Die
Unterschiede beziehen sich mehr auf den Komfort und die Limiten. Aber schon
mit einem "Spitzenklasse-Zoom" kann man recht zuversichtlich sagen, dass
einem seine Ausrüstung keine Schranken bietet.
Zoomobjektiv oder Festbrennweitenobjektiv?
Wenn man eben gerade mit diesem Abenteuer beginnt, sollte man eindeutig ein Zoomobjektiv wählen. Dieses wird einem dienen, sich mit den verschiedenen Möglichkeiten des Bildaufbaus vertraut zu machen. Nach einiger Zeit wird man wissen, wo die Einschränkungen liegen, welche Brennweiten man am meisten gebraucht hat, und wie man sein Geld am besten einsetzen kann, um optimale Ergebnisse zu erhalten.
Dennoch, wenn man sich einmal wirklich ernsthaft damit befassen will, wird man feststellen, dass all die "Guten Typen" Festbrennweitenobjektive verwenden, meistens solche wie 300/2.8 oder 500/4. Sie sind schwieriger in der Anwendung - nicht nur wegen des Gewichtes, sondern auch deswegen, weil man die Distanzeinstellung nicht mehr anpassen kann. Man muss vielmehr warten, bis die Szene gerade stimmt.
Andererseits lässt einen dieser "Nachteil" mehr darauf achten, was es zu
sehen gibt - und mit etwas Übung wird man feststellen, dass dies auch nicht
viel schwieriger ist als die Verwendung eines Zoomobjektives.
Telekonverter
Die wichtigste Anmerkung zu den Telekonvertern ist: Telekonverter bringen nur zusammen mit guten Objektiven ein gutes Ergebnis. Sie vermindern die optische Qualität wie auch der Autofokusgeschwindigkeit - oft verunmöglichen sie sogar den Autofokus.
Als Faustregel sollte man in Betracht ziehen:
- 1,4fach-Telekonverter - für Objektive bis zur maximalen Blendenöffnung von f/4
- 2fach-Telekonverter - für Objektive bis zur maximalen Blendenöffnung von f/2.8
Nikon hat auch einen 1,7fach-Telekonverter. Dieser ist besonders attraktiv in Kombination mit einem 300/2.8-Objektiv - dank der grossartigen Qualität beider Komponenten ergibt sich daraus beinahe die Entsprechung eines 500/4-Objektives, für viel weniger Geld und viel weniger Gewicht.
Zur oben erwähnten Faustregel gibt es ein paar wenige Ausnahmen - wenn man
eine gute Kamera und ein wirklich gutes Festbrennweitenobjektiv hat, kann man
sich überlegen, eine Kombination anzuwenden, die eine kleinere maximale
Blendenöffnung als f/5.6 ergibt. Typisches Beispiel: Canon 400/5.6L
funktioniert nicht schlecht mit einem 1,4fach-Telekonverter.
Kameragehäuse
Ähnlich wie bei den Objektiven gibt es hier auch wichtigere und weniger wichtige Aspekte. Was man wirklich braucht ist:
- ein relativ schnelles Autofokus-System, das im Continuous-Modus (fortlaufend) gut arbeitet
- eine Auflösung von 8 bis 10 Megapixel (alle heutigen Kameras haben ohnehin mehr)
- ein Burst-Modus (Serienaufnahme) von mindestens 4 Bildern pro Sekunde und einem Buffer-Speicher (Zwischenspeicher) für 10 bis 20 Bilder
- eine kurze Auslöserverzögerung
- zwei Einstellräder, um die Blende/Verschluss und Belichtungskompensation gleichzeitig beeinflussen zu können
- ein LCD-Display auf der Oberseite für eine schnelle Vorschau der Kameraeinstellungen
Worum man sich nicht kümmern muss, ist:
- Hohe ISO-Leistung - man wird sowieso selten über ISO 400 gehen
- Movie-Modus
- Live view
- riesiges Display
- ... und das Meiste der weiteren, tollen Eigenschaften, mit denen die heutigen Kameras ausgerüstet sind
Auch die meisten digitalen Spiegelreflexkameras können wiederum in drei Gruppen eingestuft werden:
- Basis, Einstiegsklasse. Typischerweise weisen diese kein zweites Einstellrad auf, kein LCD-Display, haben nur einen langsamen Burst-Modus (Serienaufnahme) mit einem absichtlich eingeschränkten Zwischenspeicher und ein bloss notdürftig akzeptables Autofokus-System. Aber Achtung, sie können auch grossartige Fotos liefern und kosten nicht mehr als 500 Euro, oft zusammen mit einem Erstausstattungsobjektiv (Kit).
- "Liebhaber", oder "Halb-Profi" ("semi-pro"). Diese haben einen durchschnittlichen bis guten Autofokus, einen brauchbaren Burst-Modus (Serienaufnahme), sind ziemlich reaktionsstark und flott, mit einem LCD-Display auf der Oberseite und einem zweiten Einstellrad. Der Preis bewegt sich zwischen 500 und 1000 Euro.
- Professionelle Kameras - für den Verwendungszweck in der Luftfahrtfotografie entspricht dies meistens der "Fotojournalistenkamera". Sie haben ein extrem gutes Autofokus-System (normalerweise mit 40 - 50 Sensoren), burst-speed (Seriengeschwindigkeit) von 8 Bildern pro Sekunde und mehr, riesige RAW-Zwischenspeicher und eine kaum bemerkbare Auslöseverzögerung. Darüber hinaus sind sie meistens wetterfest, mit Gummidichtungen um alle kritischen Stellen. Preisbereich: 3000 Euro und mehr.
Es gibt nicht wirklich viele Punkte, mit denen das charakteristische
Kameragehäuse (body) beschrieben werden kann... sie wechseln zu schnell. Es ist
einfach so, dass sie dasjenige aufweisen, das in ihrer genaueren Beschreibung
aufgeführt ist. Man muss die Gegenprobe machen, ob sie die oben erwähnten
Merkmale besitzen, und dann eine nehmen, die im Budget liegt.
Canon oder Nikon?
Dies spielt keine Rolle, wirklich. Beide Systeme bieten eine Ausrüstungspalette an, die jeden Verwendungszweck abdeckt, begonnen beim Amateur, der durch den Zaun eines Flughafens in seiner Nähe fotografiert, bis hinauf zum professionellen Airshow-Fotojournalisten. Deshalb besteht immer Entwicklungsmöglichkeit, egal, von wo aus man beginnt.
Einige Gedanken zu diesem Thema (Stand Mitte 2009)
- Bei beiden Systemen ist eine riesige Menge an Nahbereich-Ausrüstung verfügbar. Bei Nikon fehlen ein wenig billige Objektive mit ED-Motor, aber es stehen eine Menge Objektive von Drittanbietern zur Verfügung. Canon hat seinen USM-Motor seit ewig in allen Objektiven eingebaut.
- Nikon scheint im Top-Bereich besser zu sein, mit einem Vollformat-D3-Kameragehäuse und 200-400-VR-Objektiv - für beides hat Canon kein Gegenangebot. Allerdings sind die Top-Objektive von Nikon abscheulich teuer, sie kosten viel mehr als ihre Gegenstücke von Canon.
- Die Mittelklasse-Kameragehäuse von Nikon scheinen ebenfalls besser zu sein. Mit dem D300 und dem D700 überragt Nikon das Semi-Pro-Angebot von Canon bei weitem.
- Aber dann gibt es kein wirkliches Gegenstück zum 100-400IS von Canon - das seit ein paar Jahren den harten Kern der Airshow-Freaks beherrschte.
Andere Systeme
Für die meisten von uns macht eine andere Marke keinen Unterschied. Alle
anderen Kamerasysteme (Olympus, Minolta/Sony, sogar Pentax) bieten genug
Auswahl für einen durchschnittlichen Airshow-Liebhaber. Trotzdem, die Auswahl
ist oft begrenzt - wer einmal aus der "Mittelbereich-Ausrüstung"
herausgewachsen ist, wird am Ende vielleicht an den Punkt gelangen, wo er im
gewählten System nicht DAS Objektiv zur Verfügung hat.
Was soll ich denn nun kaufen?
Wer nach allem, was bis hier erwähnt worden ist, immer noch unentschlossen
ist, sollte nicht in irgend einem Forum fragen gehen, sondern eine einfache
Regel befolgen: Man nimmt, was die meisten Freunde haben. Dies ermöglicht
einem, an Erfahrungen aus erster Hand teilnehmen zu können und ebensolche
Betreuung zu finden. Es bietet auch die Möglichkeit, wenn nötig ein Objektiv
von ihnen zu leihen (und wenn es auch nur zum Ausprobieren vor einem eigenen
Kauf ist).
Verwendung von Kompaktkameras
Jede Menge der heutigen Kompaktkameras bietet unglaublich erscheinende Zoombereiche an, oft bis zu 500 oder 600 mm (im Kleinbildformat). Sie sehen aus, wie wenn sie die idealen Kandidaten für die Airshow-Fotografie wären - leicht, riesiges Zoomvermögen, hohe Auflösung...
Leider sind sie es nicht. Der Hauptgrund ist die Autofokus-Geschwindigkeit - während die digitalen Spiegelreflexkameras ein ganzes Feld von optischen Sensoren mit einem eigenen Schaltkreis verwenden, das sich hinter dem Spiegel verbirgt, fokussieren die Kompaktkameras einfach dadurch, indem sie das Bild analysieren, das durch den Hauptsensor eingefangen worden ist. Die aktuelle Elektronik ist einfach nicht schnell genug, eine solche Menge von Daten schnell genug zu verarbeiten, um damit ein vergleichbar schnelles Autofokus-System zur Verfügung zu stellen.
Ausserdem zeichnen sich diese Point-and-Shoot-Kameras ("Knipsen") durch eine relativ lange Vollauslösungsverzögerung aus, bis zu einer halben Sekunde. Dies macht es sehr schwer, den richtigen Moment einer Hochgeschwindigkeitsaktion einzufangen.
Wenn man trotzdem eine solche Kamera verwenden möchte: Hier sind zwei Tricks, die hilfreich sein können:
- In den Kompaktkameras ist die Schärfentiefe üblicherweise sehr gross. Zum Beispiel bei einer Powershot G5 - wenn man den maximalen Zoom und Blende f/3.0 wählt, und dann auf die Distanz von 30 m fokussiert, überstreicht die Schärfentiefe den Bereich von 17 bis 110 m. Die minimale Distanz, ab der ein Objekt scharf ist, wenn das Objektiv auf unendliche Distanz eingestellt ist, beträgt gerade mal 40 m (bei weit offener Blende!). Deshalb ist die Lösung offensichtlich: Man schaltet die Kamera um auf den manuellen Fokus - und rührt diese Einstellung nicht mehr an!
- Wenn der Fokus in der oben beschriebenen Weise fest eingestellt ist, sollte man bereits einen ziemlichen Teil der Auslöseverzögerung wettgemacht haben. Man kann die Auslöseverzögerung sogar noch verbessern, indem man den Auslöser halb niedergedrückt lässt, wenn man das Flugzeug verfolgt, bis man glaubt, die beste Ansicht gefunden zu haben. Man muss sich vergewissern, dass die Kamera die Belichtung nicht blockiert - sonst blockiert man sie womöglich an einer Stelle und macht die Aufnahme an einer anderen Stelle, vielleicht gerade dann, wenn man die Kamera ausgerechnet auf die Sonne richtet...
Batterien
Nochmals eine Faustregel: Man muss die doppelte Menge (oder mehr) mitnehmen, als man je zu benötigen denkt. Batterien sind weder schwer noch teuer (ausser bei professioneller Ausrüstung - die Reise zu den Airshows ist es aber! Man will doch nicht schon in den frühen Nachmittagsstunden mit einer Kamera dastehen, der der Saft ausgegangen ist.
Es ist zu bedenken, dass die Batterien weder Kälte noch Hitze mögen. Man
sollte sie deshalb nicht in einem weit geöffneten Rucksack der Sonne aussetzen.
In einer kalten Umgebung ( Man könnte einen UV-Filter für die Hauptobjektive in Erwägung ziehen.
Man weiss nie, wann ein Jet direkt vor einem auf dem Taxiway herumschwenkt
und mit seinem heissen Strahl jeden möglichen Staub in die Luft schleudert.
Zirkular-Polarisationsfilter können bei Aufnahmen unbewegter Objekte
oft nützlich sein. Sie lassen den Himmel blauer erscheinen und blockieren die
Reflexionen von Oberflächen. Aber aufgepasst: Die meisten Cockpithauben der
modernen Flugzeuge bestehen aus einem Material, das sehr hässliche,
regenbogenartige Effekte hervorruft, wenn es durch ein Polfilter aufgenommen
worden ist.
Bei der relativ hochstehenden Entwicklung der Flash-Speicherkarten wäre eine
allgemeine Methode, folgende Ausrüstung zu haben:
Von Zeit zu Zeit kann man den Inhalt der Speicherkarten auf die Festplatte
übertragen und die Speicherkarte neu formatieren. Das Gute bei dieser Methode
ist, dass die Speicherkapazität praktisch unbegrenzt ist - aktuelle
2,5"-Laufwerke haben weit mehr Platz als irgendjemand je benötigt.
Allerdings gibt es hier eine Falle: Man darf bei der Auswahl des
tragbaren Speichermediums mit Festplatte keine Abstriche machen. Die
billigeren neigen dazu, sehr langsam zu sein, die Batterien schnell zu
verbrauchen, und sind störungsanfällig. Man darf sich nicht durch die
Anpreisungen der Hersteller verführen lassen, die eine Menge von tollen
Merkmalen anbieten wie farbiges LCD-Display, RAW-Lesefähigkeit, usw. Vom
tragbaren Speichermedium erwartet man nur, dass es zwei Dinge kann - und dass
es diese gut kann:
Ein allgemein anerkanntes Mass ist die "Unabhängigkeit" - zum Beispiel
"Wieviel GB an Daten kann es mit einer einzigen Ladung downloaden?" Ein
gutes Gerät sollte sich da um die 50 bis 100 GB bewegen. Nochmals, man soll der
Werbung nicht vertrauen - besser, man sucht in Fotografie-Forums nach
wirklicher, praktischer Erfahrung.
Als eine etwas genauere Empfehlung: Die Geräte von
Hyperdrive haben
einen guten Ruf. Ja, sie sind teuer
Während die tragbaren Speichermedien mit Festplatte eine fast unbegrenzte
Kapazität anbieten, enthalten sie doch wirkliche Festplatten - mit beweglichen
Teilen, CF-Karten-Steckplätze, deren Stifte abbrechen können, usw. Es ist viel
einfacher, eine ausreichende Anzahl Flash-Speicherkarten für den ganzen Tag zu
haben, und sie später zu Hause downzuloaden - ohne tragbares Speichermediums
mit Festplatte, irgendwann einmal am Abend.
Mitte 2009 sind die Preise der Flash-Speicherkarten auf einen Stand
gesunken, wo es tatsächlich Sinn macht, die Kurzzeitspeicherung ausschliesslich
auf die Flash-Speicherkarten zu verlegen. In den meisten geläufigen Formaten
(CF und SDHC) erhält man leicht 32 GB Speicher in guter Qualität (zum Beispiel
Sandisk Ultra II) für weit unter 100 Euro.
Wenn man es sich leisten kann (und es hängt auch davon ab, wie viele
Aufnahmen man macht), sollte man zugreifen.
Die bekannteste Marke ist Lowepro.
Ihre Trecker-Serien an Fotorucksäcken ist etwas, das man wahrscheinlich am
meisten sieht an Airshows. Ihre Verarbeitungsqualität ist allgemein sehr gut,
mit einer Menge Polsterung, Raumaufteilern usw. Wer nicht weiss, was er nehmen
soll, und wer nicht streng an ein Budget gebunden ist, sollte einen dieser
nehmen (der den eigenen Grössenbedürfnissen entspricht).
Die Marke Tamrac
stellt ebenfalls gute Produkte her. Sie werden als geringfügig weniger gut als
diejenigen von Lowepro angesehen (die Fans werden dem wahrscheinlich nicht
zustimmen). Wenn man etwas Geld einsparen will, sollte man sich deren
Expedition-Reihen anschauen.
Wenn man mit dem Flugzeug reist haben die Fotorucksäcke einen Nachteil: Sie
sehen aus wie Fotorucksäcke bezüglich "Hallo, ich bin wahrscheinlich
schwer, ich habe eine Menge lästiger Riemen und Gurte. Wiege mich! Unterziehe
mich der Grössenprüfung!" Wenn man viel fliegt und eine Menge Ausrüstung
mitzuschleppen hat, sollte man sich die
ThinkTank-Produkte
anschauen. Diese Leute sind Experten in der Taschenherstellung, die so
unschuldig aussehen wie jede andere Reisetasche in der Reihe, währenddem sie
eine enorme Menge von Ausrüstung wohlbehalten aufnehmen. Leider haben sie einen
sehr hohen Preis.
Ach, für den Fall, dass man das noch nicht mitbekommen hat: Man darf die
Fototasche bei einem Flug nie einchecken (Gepäckaufgabe). Niemals. Man bettle,
flehe, rufe laut und schreie, hänge sich die ganze Ausrüstung an den Hals
("persönliche Effekten"), verlange den Chef zu sprechen. Wenn man Probleme am
Gate erwartet - nehme man weniger Ausrüstung mit, in einer kleineren Tasche und
stelle sicher, dass sie sich innerhalb der Gewichts- und Grössenlimiten
befindet. Aber man darf sie nie durch die Gepäckleute anfassen lassen.
Stative sind nicht sehr nützlich, wenn Sie mich fragen. An den heutigen
Airshows drängen sich Tausende verbissener Enthusiasten, die alle versuchen, so
nahe wie möglich an der vordersten Linie zu sein... dass man keine Chance hat,
sich dort eine schönen Stativ-Standplatz zu errichten.
Wem es jedoch nichts ausmacht, aus etwas grösserer Distanz zu fotografieren
(und vielleicht kommt ihm dies ja auch noch entgegen, wenn er mit einem
grossen, schweren Objektiv gegen den Himmel fotografiert) - der soll dies ruhig
tun.
Flugfunkscanner sind an Airshows nicht allzu zweckdienlich - diese haben
gewöhnlich ein festgelegtes Programm, man weiss im Voraus, was wann geschieht.
Trotzdem, unter Umständen kann er helfen - besonders dann, wenn man am Zaun
herumhängt und auf die Abflüge oder Ankünfte wartet.
Man wird nichts Hochgezüchtetes benötigen - ein schlichter, alter Maycom
AR-108 erfüllt den Zweck bestens.
Während eine Stehleiter früher hauptsächlich ein Ausrüstungsgegenstand für
Spotter war - um Sicht über den Flughafenzaun hinaus zu haben - kann man mehr
und mehr Leute mit Stehleitern an Airshows sehen. Prinzipiell ist dabei nichts
Schlechtes - ausser man ist ein Idiot und drückt sich zuvorderst an die
Zuschauerabschrankung. Das sollte man nicht machen. Mit einer Stehleiter hat
man ohnehin schon einen Vorteil, da kann man auch ein paar Meter weiter weg
stehen und die anderen auch ihre Aufnahmen machen lassen.
Man kann die Stehleiter auch als Nothilfsmittel mitnehmen - wenn man es aber
schliesslich doch bis zur Zuschauerabschrankung vorgedrungen ist, sollte man
sie nur als Sitzgelegenheit verwenden
Übrigens, das oben Erwähnte gilt nicht wenn man in die Niederlande geht
Bei jeder Art von Airshows oder Spotteranlässen (die wirklich ziemlich gut
sind) wird man an allen Spitzen-Spotterplätzen eine Reihe von Stehleitern mit 2
m Höhe und mehr sehen, die dicht an den Zaun gestellt sind, was jegliches
Fotografieren dahinter unmöglich macht. "If you can't beat them, join them",
wie die Redewendung heisst, - wenn man nichts dagegen machen kann, muss man
mitmachen Man muss sich selbst eine Stehleiter besorgen und mit dem Strom
schwimmen.
Der Windschutz ist ein weiteres schwieriges Thema. Wiederum: Wenn ein
Windschutz zu seinem wirklichen Zweck verwendet wird und man alle anderen Leute
um sich herum respektiert, ist er ganz toll. Man geht 20 bis 30 m weit von der
Zuschauerabgrenzung weg, lässt sich mit den Kindern nieder und geniesst das
Schauspiel in der Luft. Ich persönlich besitze einen Windschutz
Aber wie immer gibt es Leute, die den Windschutz so verwenden, indem sie
sich nicht wirklich um die anderen Leute kümmern... das folgende Bild benötigt
keinen weiteren Kommentar:
Windschutz im Duxford Flying Legends, Grossbritanien, 2008
(für den Fall, dass sich einer fragt: Nein diese Leute blieben nicht mal sitzen)
So wie es sich bezüglich der Stehleitern um eine Holländische Angelegenheit
handelt, scheint der Windschutz eine englische Spezialität zu sein Zum
Glück haben einige Airshows neulich begonnen, den Windschutz entweder zu
verbieten, oder (noch besser) in nur in einiger Distanz von der
Zuschauerabgrenzung entfernt zu erlauben.
HAFTUNGSABLEHNUNG: Ich bin ein Ausrüstungs-Süchtiger Ich habe
wahrscheinlich dreimal soviel Ausrüstung, als meine Fotos rechtfertigen
würden... aber da ich aus einem technischen Beruf komme, bewundere ich die
Technologie irgendwie, und für mich ist es ein Teil des Vergnügens am ganzen
Hobby.
Ich verwende nur Canon-Artikel - nicht dass ich ein besonderer Fan dieser
Marke wäre (gerade das Gegenteil trifft zu, ich mag einiges nicht daran), ich
begann zufällig mit ihr und baute mein System darauf auf. Dies ist die Liste:
Meine typischen Rucksack-Konfigurationen sind:
Man lasse sich von der obigen High-Tech-Liste nicht täuschen. Wie man aus
den Bildbeschreibungen erkennen kann, sind die meisten Fotos dieser Website
entstanden, als ich das 100-400 Zoomobjektiv verwendete
Damit ist der wirkliche "wie macht man coole Bilder"-Teil dieser Website
eigentlich abgeschlossen. Es gibt noch ein weiteres Kapitel mit
einigen eher allgemein gehaltenen Tipps
zu den Airshows - die man sich ruhig auch anschauen kann!
Letzte Aktualisierung: 18-04-2010, 23:15
Filter
Speicherung
Tragbare Speichermedien
Ausrüstung ausschliesslich mit Flash-Speicherkarten
Zubehör
Fotorucksack/Fototasche
Dreibeinstativ / Einbeinstativ
Flugfunkscanner
Stehleiter
Windschutz
EOS 1D MkIII, 24-70/2.8L @24mm, f/5.0, 1/500s, ISO200, +2/3EV, Blendenpriorität
Was verwendet der Autor selbst?
Fortsetzung
Deutsch-Übersetzung von Chrigu G.