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Einführung in die Luftfahrtfotografie

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Allgemeine Tipps

Dieser Teil enthält alle nichttechnischen und nichtfotografischen Gesichtspunkte der Fotografie: "Wo?", "Wann?" und "Wie?" :-)

Wo?

Wo? ist die erste (und, in der Tat, die einzige wichtige) Frage. Gewissermassen verhält es sich gleich wie mit der Naturfotografie - aus nichts kann man auch nichts machen. Deshalb, wenn man gerne die strategischen Bomber fotografieren möchte, jedoch das Einzige in der Nähe ist ein kleiner, lokaler Fliegerclub - muss man mit dem lernen, was man hat. Und es lohnt sich, mit dem zu lernen, was man hat, weil man nie weiss, wann der Club in einen Luftwaffenstützpunkt der US-Airforce umgewandelt wird :-)

... Aber selbst wenn man das Glück hat, in der Nähe des Ortes zu leben, wo die bevorzugte Sorte der "Vögel" lebt, taucht ein neues Problem auf: Wie kommt man nahe an die Vögel, ohne den Hausmeister zu verärgern? :-) Mit der zivilen Luftfahrt ist es gar nicht so schlecht (siehe weiter unten), denn im Fall einer militärischen Luftwaffenstützpunkt kommt es oft darauf an:

... oder man gelangt nur langsam und mühsam in dieses Umgebung. Leider kann man üblicherweise nicht "einfach hingehen". Wenn man kein berühmter Fotograf ist, oder wenn man nicht über einen der oben aufgeführten Vorteile verfügt, dann "sorry" - gibt es nichts zu spassen mit der Army.

Was die zivilen Flugzeuge betrifft, wird es ein ganzes Stück leichter. Wenn man zum nahe gelegenen Flugplatz geht, einen guten Ort zum Fotografieren findet und einfach zu fotografieren anfängt, wird typischerweise nichts furchtbar Unerfreuliches passieren. Das heisst nicht, dass überhaupt niemand reklamieren wird! Das Sicherheitspersonal des Flugplatzes ist manchmal pingelig, aber in Wirklichkeit kann es nicht viel mehr machen, als einem zu sagen, man soll weggehen.

Ein weiterer Hinweis: Es lohnt sich immer, sich umzuschauen, nach lokalen Clubs von Luftfahrtfans zu suchen, nach etwas, mit dem man den "richtigen Umgang" herausfindet. Nebst der nahe liegenden Zunahme an Kenntnissen ermöglicht dies einem, neue Freunde zu gewinnen, Hinweise zu den guten Spottingplätzen und den Fotos auszutauschen, usw. Solche Gruppen organisieren manchmal Spottingausflüge oder Besuche von Stützpunkten, an denen man einige aussergewöhnliche Gelegenheiten erhalten kann. Im Extremfall kann man sich in einer Flugschule wieder finden :-)

Letztendlich ist die einfachste (und leider die teuerste) Lösung: Airshows. Und darum geht es in dieser ganzen Website: Sie soll dazu verhelfen, an die Airshows zu gelangen und einige coole Bilder zu machen.

[image]Die Fans auf der Airpower05 - Österreich, 2005
EOS 20D, 100-400IS @100mm, f/9.5, 1/2000s, ISO400, -1EV, Belichtungszeitpriorität

Wann und wie?

Zu jeder Zeit! :-) Irgend einen Anlass in ganz Europa kann man immer finden - die Saison beginnt im Vorfrühling und endet im Spätherbst. Die wirklich Gierigen können sogar noch weiter gehen (Dubai, Neuseeland, Südafrika, USA), wo die Anlässe während des europäischen Winters stattfinden :-)

Doch ich sollte wohl mehr über die jeweilige Positionierung an einem Anlass selbst sagen.

Sich bewegen!

Egal, ob man an einer grossen Airshow die Verkehrsflugzeuge fotografiert, oder ob man an einer Ausstellung am Boden des Aeroclubs in der Nähe ein paar Aufnahmen von Maschinen aus der allgemeinen Luftfahrt (alles ausser Militär und Linienflug) macht, man muss sich bemühen, den Standort zu wechseln. An einem guten Platz am Mittelpunkt zu beginnen, geht in Ordnung - aber wenn man einmal genug von diesen perfekten Takeoff-Aufnahmen hat, sollte man woanders hingehen:

Es ist wirklich so simpel: Verschiedene Standorte ergeben verschiedene Blickwinkel und diese ergeben interessantere Fotos.

Mehrtägige Anlässe

Besonders wenn man einen Anlass länger als nur einen Tag besucht: Am ersten Tag kann man alle die "klassischen" Aufnahmen von einem einzigen, optimalen Standort aus machen. Dann, am folgenden Tag - sollte man experimentieren, umhergehen, man muss überhaupt nicht die ganze Zeit zuvorderst in der Zuschauermenge stehen.

Den Standort behalten

Zum Stichwort "Zuschauermenge"... der Besuch von Airshows ist heutzutage zu einem richtigen Volkssport geworden. Man hat leicht sagen, dass man muss sich umher bewegen soll - aber in der Wirklichkeit kann es darauf herauskommen, dass man den ganzen Tag über verzweifelt versucht, seinen sorgfältig ausgesuchten Platz vorne an der Zuschauerabgrenzung zu behalten, da man sonst, wenn man umhergeht, sich 10 m weiter hinten wieder findet, mit hunderten von Leuten vor einem. [image]Die Fans auf der Leeuwaarden Open Dagen - Niederlande, 2006
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @130mm, f/7.1, 1/1000s, ISO640, Belichtungszeitpriorität

Für eine Notlösung kann man ein paar Hinweise zum Gebrauch einer Stehleiter im Kapitel Ausrüstung nachlesen.

Die Sonne beachten

Die Regel des Standortwechsels muss nicht völlig wahllos befolgt werden. Vielmehr sollte man versuchen, die Sonne immer im Rücken zu behalten. Wenn der Zugang nicht verwehrt ist, soll man sich dafür frei um die Piste herum bewegen. Aber selbst wenn man eine lange, gerade Reihe von Zuschauern antrifft (hoffentlich südlich der Piste), sollte man dort an der rechten Seite beginnen und, so um den Mittag herum, zur linken Seite hinüber gehen - dies verschafft einem in Bezug auf die Sonne stets den bestmöglichen Winkel.

Wenn man Pech hat und sich die Zuschauerregion auf der "falschen" Seite befindet, sollte man alles unternehmen, um auf die "richtige" Seite zu gelangen: Eine Leiter benützen, ein hohes Gebäude in der Nachbarschaft finden, ein Teleobjektiv mit grosser Brennweite mieten, ja, wenn es sein muss, sogar auf Bäume klettern :-)

Den richtigen Zeitpunkt erwischen

Eigentlich gilt diese Regel nicht nur für die Luftfahrtfotografie, sondern generell: Die besten Bilder erhält man am Morgen und am Abend. Die volle, starke Mittagssonne macht die Fotos zwar hell, scharf, kontrastreich... und langweilig. Und darüber hinaus erhält man durch das starke Licht von oben einiges an unschönem Schatten unter den Flügeln.

Leider finden die Aktivitäten an den Airshows meistens ausserhalb der "goldenen Stunde" statt ("golden hour", die erste und die letzte Stunde des Tages mit Sonnenlicht). Man muss: a) so früh wie möglich ankommen und b) so spät wie möglich wieder gehen. Dies ermöglicht einem, ein paar Aufnahmen von Ankünften oder Abflügen in einem schönen Sonnenlicht zu machen. [image]Douglas DC-2, Genf Cointrin (Schweiz), 2007
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @400mm, f/9.0, 1/250s, ISO100, -1/3EV, Blendenpriorität

Man muss bedenken: Ein gutes Foto, das um 8 Uhr am Morgen oder um 18 Uhr am Abend aufgenommen worden ist, gilt gleich viel wie fünf gute Fotos, die am Mittag aufgenommen worden sind!

Zeitpunkt der Ankunft und des Verlassens

(bezogen auf das oben Erwähnte, hier jedoch aus der nicht-fotografischen Perspektive)

Der grösste Teil der Zuschauermasse an einer Airshow kommt spät am Vormittag auf das Flugfeld, wenn das effektive Spektakel beginnt. Wenn man nicht im Verkehrschaos festsitzen will, nicht für die Eintrittskarte anstehen will, keinen guten Platz an der Zuschauerabgrenzung suchen müssen will, dann muss man einfach früh da sein. Es gibt diesbezüglich keine Einschränkung, idealerweise erscheint man dann, wenn die Tore geöffnet werden.

Ich erwähnte weiter oben, dass es am besten ist, bis ganz am Ende zu bleiben. Dies ist wohl wahr, auch von einem praktischen Standpunkt aus gesehen - dann werden nämlich die meisten Leute wieder im Verkehrschaos stecken, und man kann gemütlich über ein fast leeres Flugfeld zu seinem Auto spazieren.

Jedoch... manchmal ist man in Eile (langer Heimweg, die Pflicht, am nächsten Morgen zur Arbeit zu erscheinen). Tipp: Es ist ziemlich verbreitet, dass die Veranstalter die Hauptattraktion am Ende des Anlasses stattfinden lassen. Normalerweise handelt es bei diesen Hauptattraktionen um bekannte Kunstflug-Teams (Patrouille de France, Red Arrows, usw.). Wenn man schon einige gute Fotos von diesen hat, warum nicht dann gehen, wenn diese Vorführung beginnt? Dies ist nicht ironisch gemeint, sondern einfach praktisch (immer noch unter der Bedingung, dass man dieses eine Mal in Eile ist): Möglicherweise besitzt man von anderen Anlässen bereits viele Fotos von diesen Teams. Da darf man sich schon einmal überlegen, ob es dieses Mal wirklich so anders werden wird, ob es dieses Mal wirklich so notwendig ist, zu bleiben. Wenn die Antwort "Nein" ist, also, warum nicht ein bisschen früher gehen? Dadurch wird man vor der grossen Masse sein :-)

Schönes Wetter ist schlechtes Wetter

...und umgekehrt. Dies mag etwas widersprüchlich zu dem klingen, was ich weiter oben gesagt habe, aber: Wenn man auf unübliche Fotos aus ist, dann sind Regen, Schnee, Nebel, all diese Erscheinungen, Freunde. Bei perfektem, sonnigem Wetter den ganzen Tag, und wenn die Sonne sogar im Rücken steht, hat man letztendlich die "typischen" Fotos gemacht - vielleicht nicht einmal so schlechte (falls alle Blickwinkel getroffen wurden), aber es sind immer noch gewöhnliche Fotos.

Jedoch, wenn es einmal ein wenig (oder vorzugsweise mehr) Feuchtigkeit in der Luft hat, öffnet sich eine völlig neue Welt:

Deshalb muss man sich durch die Wettervorhersage nicht entmutigen lassen :-) Man sollte trotzdem hingehen, das Endresultat wird einen überraschen.

Die bessere Seite am Zaun

Während man selbst in der Menge eingeklemmt steht, wird man oft Leute sehen, die frei im Sperrgebiet umhergehen und Fotos machen. Man wird sich wundern, wie die dorthin gelangt sind. Es gibt nur ein paar wenige Typen davon:

Die ersten drei sind eher selbsterklärend :-) Ich gehe deshalb auf die beiden letzten Typen ein:

Zugang für Spotter / Fototage

Einige grössere Airshows haben die gute Praxis eingeführt, einer beschränkten Anzahl von Amateurfotografen einen speziellen Zugang zu ermöglichen. Dieser kann entweder in der Möglichkeit bestehen, die Ankunfts- und Übungstage zu besuchen (an denen die sicherheitsbedingten Einschränkungen viel weniger streng sind), oder er besteht aus Spezialplätzen für Spotter während des tatsächlichen Anlasses, oder, manchmal sogar aus einem General-Pass für den Zugang überall :-)

Wenn man jemals eine solche Gelegenheit erkennt, sollte man versuchen, dazu zu kommen. Man muss schnell sein - oft ist die Gelegenheit beschränkt auf 50 bis 100 Personen, und die Nachfrage ist hoch. Und ausserdem findet die Anmeldung manchmal zu planlosen Zeiten statt, vielleicht muss man einige Mal pro Tag auf der Website der Airshow nachsehen, um dabei zu sein.

Spotterarangements ("spotter packages") sind eigentlich meine bevorzugte Art, eine Airshow zu besuchen. Es bewahrt einen vor der Peinlichkeit, so zu tun, als ob man von der Presse sei (siehe weiter unten), und es wird normalerweise von Leuten zusammengestellt, die wissen, was Fotografen wollen - berücksichtigen Dinge wie Einstrahlungsrichtung der Sonne, Winkel zu Piste und Taxiway, Freigabe rund um die Ausstellung am Boden (keine Schranken) usw. Die richtigen Leute am richtigen Ort :-)

HINWEIS: Man muss unbedingt die "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" prüfen, bevor man für das Spotterarangement unterschreibt. Recht oft ist darin die Rede davon, dass den Veranstaltern einige Fotos kostenlos den Veranstaltern zur Verfügung gestellt werden müssen, manchmal gehen sie noch ein wenig weiter. Es ist jedem selbst überlassen, ob er damit einverstanden ist - bevor er unterschreibt.

Akkreditiert werden

Oder: "Wie behauptet man, von der PRESSE zu sein" :-) Aber im Ernst: Das sollte man nicht tun, wenn es nicht absolut notwendig ist. Heutzutage werden die Airshows mit Anträgen von Spottergruppen, Fotoforen, usw. drangsaliert, oder mit selbst hergestellten "Presseausweisen", alles um so stark wie möglich vorzutäuschen, man sei ein "wichtiges Tier eines bedeutenden Luftfahrtmagazins" ;-) Weil die Veranstalter oft in Eile sind, haben sie nicht viel Zeit, um die Echtheit zu überprüfen, und beschränken letztendlich entweder den Zugang auch für die wirklich Professionellen (nur um allen entgegenzukommen), oder lassen jeden rein, was darauf hinausläuft, dass sie mit einer Menge Leute die Show für das allgemeine Publikum vergällen (siehe Bild unten).

Es gibt noch einen weiteren, ehrlicheren Weg (den ich persönlich heutzutage am meisten anwende). Zuerst muss man ein gewisses Niveau erreicht haben, idealerweise mit einer Website, die Aufschluss über die Leistungen liefert ("Künstlermappe"). Man sollte den Veranstaltern einfach schreiben und geradeheraus sagen: "Hallo, ich bin ein Amateurfotograf, hier sind meine Fotos, schaut, bei Google kommen sie an hoher Stelle, wenn man nach den Bildern des Anlasses sucht...Wie wäre es, wenn ich mich eurem Team anschliessen dürfte und ein paar schöne Bilder für euch machen dürfte?" :-) Wenn die eigenen Leistungen für einen sprechen, wird man an den meisten kleinen und mittleren Anlässen hineingelassen - und steht am Ende oft besser da als die Medienleute :-)

Wenn man es einmal geschafft hat......

...sollte man seine Herkunft nicht vergessen :-) Man soll sich nicht zwischen das Publikum und der Show stellen - vor allem dann nicht, wenn man eine dieser hellgrünen oder orangenen Sicherheitsvesten tragen muss (die sehen wirklich hässlich aus auf den Fotos ;-)) Falls man trotzdem dorthin gehen muss, sollte man sich möglichst ducken, damit wenigstens etwas freie Sicht über einem ist. Am besten geht man näher zum Zaun, dadurch stört man weniger Leute (und man kann die negative Auswirkung dadurch verteilen, indem man sich hin und her verschiebt). Man sollte nett sein!

Am besten sucht man sich einen Ort, der für das Fotografieren im Publikum ohnehin nicht nützlich ist. Wenn sich die Ausstellung am Boden zwischen dem Publikum und dem Vorführgebiet befindet, ist mein bevorzugter Platz genau vor einem grossen Warbird. Und ich habe als Bonus erst noch den Schatten seiner Flügel :-)

Man sollte daran denken, dass man idealerweise für das Publikum unsichtbar sein sollte. Je mehr Fotos man später im Internet findet, auf denen man sich sieht, umso schlechter hat man sich benommen :-) Gerade so wie diese Jungs: [image]"Akkreditierte Fotografen..." Kestenholz Flugtage, 2009


Deutsch-Übersetzung von Chrigu G.

Letzte Aktualisierung: 18-04-2010, 23:15