Einführung in die Luftfahrtfotografie
Belichtung
Nachdem sich das erste Kapitel auf die Fotografie ausserhalb der technischen Gesichtpunkte konzentrierte, wird sich dieses Kapitel hier mehr mit den Knöpfen und Einstellrädern befassen. Ich werde versuchen, grundsätzliche Erklärungen zu verschiedenen Kameraeinstellungen und ihre korrekte Anwendung sowie auch einige praktische Anwendungsbeispiele für die einzelnen Fälle zu liefern.
Hinweis: Ich gehe davon aus, dass keine Erklärungen dazu notwendig sind, was die jeweilige Kameraeinstellung bewirkt. Falls dies notwendig sein sollte, verweise ich auf das Kamerahandbuch.
Zweiter Hinweis: Ich werde versuchen, so ausrüstungsneutral wie möglich zu
sein, aber es kann etwas "Canonismus" durchschimmern - ich bitte dafür um
Entschuldigung
Belichtungszeitpriorität gegen Blendenpriorität
Die allgemeine Grundregel unter den Fotografen ist die folgende:
- Blendenprioritäts-Modus wird für Aufnahmen unbewegter Objekte verwendet - oder wenigstens solcher die keine schnelle Bewegungen aufweisen (also zum Beispiel Rollen auf dem Taxiway, frontale Aufnahmen, usw.)
- Belichtungszeitprioritäts-Modus sollte für Aufnahmen bewegter Objekte verwendet werden, wenn die Unschärfe des dazukommenden Hintergrundes beeinflusst werden soll.
Wie auch immer, in der Praxis ist alles allein dem jeweiligen Fotografen überlassen, was er tut. Schliesslich führen beide Modi zum Gleichen: Einer Kombination von Blende und Belichtungszeit. Beide Modi können zum genau gleichen Resultat führen.
Beispiel: Bei einem Objektiv mittelmässiger Qualität, das nicht sehr gut
abbildet, es sei denn, es wird zum Beispiel die Blende f/8 oder höher gewählt -
warum sollte dann nicht die Blende f/8 (oder höher) gewählt werden, damit das
Objektiv zumindest eine optimale Leistung erbringt? Sollte dann die
Belichtungszeit zu kurz ausfallen, um einen Propeller noch unscharf abzubilden,
kann immer noch ein wenig mehr abgeblendet werden.
T=1/F-Regel
Unter den Fotografen gilt die allgemeingültige Faustregel, um scharfe Fotos bei einer Brennweite von x Millimetern zu erreichen, dass die Belichtungszeit höchstens 1/x Sekunden oder kürzer betragen darf. Dies gilt auch in der Luftfahrtfotografie, dazu gehören jedoch ein paar zusätzliche Hinweise:
- Im Fall von schnellbewegten Jet-Aktionen wird man gezwungen sein, die Belichtungszeit noch kürzer zu wählen
- Wenn die Propeller nicht "eingefroren" werden sollten, muss jedoch länger belichtet werden
- Wenn mit dem Flugzeug mitgezogen werden soll, muss sogar noch länger belichtet werden
All dies wird im Folgenden erklärt werden.
Wie verhält es sich bei Nicht-Vollformat-Kameras?
Die meisten Amateurkameras verfügen über keinen "Vollformat"-Sensor, sondern
über einen Sensor, der nur einen Teil des 35mm-Vollformatrahmens abdeckt. Damit
hängt der "Crop-Faktor" ("Ausschnittsfaktor") zusammen, er kann um das 1,5fache
(verglichen mit einem Vollformatsensor) betragen. Um hier die oben erwähnte
Faustregel für die scharfe Abbildung zu erfüllen, muss die Brennweite des
Objektives zuerst mit dem Crop-Faktor multipliziert werden. Die längstmögliche
Belichtungszeit zum Beispiel für ein 400mm-Objektiv und einem Crop-Faktor von
1,6 beträgt dann 1/640 Sekunde.
Einzelbild-Autofokus gegen Nachführ-Autofokus
Es scheint ziemlich einleuchtend, und es ist tatsächlich so: Für bewegte Flugzeuge soll der Nachführ-Autofokus verwendet werden, ausser man weiss genau, was man tut. Dies trifft vor allem bei einer Niedrig-Kosten-Ausrüstung zu:
- relativ schlechte Objektive, die auf Blende f/8 oder noch mehr abgeblendet werden müssen, die deshalb eine ziemlich grosse Schärfentiefe ergeben
- minderwertige Autofokus-Systeme der Kamera, die schnell bewegenden Objekten nicht folgen können (vor allem kombiniert mit einem schlechten Objektiv)
- Flugzeuge, die sich in fast konstanter Distanz vom Fotografen bewegen
In diesen Fällen kann die Entfernung mit dem Einzelbild-Autofokus
voreingestellt werden, dann können einige Aufnahmen gemacht werden, ohne die
Einstellungen zu verändern. Dann kann die Entfernung wieder neu eingestellt
werden, usw.
Auswahl der Autofokus-Felder
Die meisten Kameras ermöglichen die Wahl der Autofokus-Felder, die während dem Betrieb des Nachführ-Autofokus benützt werden sollen. Der Grund dazu ist der, dass das bewegte Flugzeug von anderen Autofokus-Feldern erfasst werden kann, wenn es nicht vom zentralen Autofokus-Feld erfasst ist.
Jedoch aufgepasst! Wenn andere Autofokus-Felder aktiviert werden, können diese versuchen, auf irgend etwas zu fokussieren, das sie erfassen, und wenn sich die Kamera dazu "entschliesst", aus welchen Gründen auch immer, wird das "andere" Objekt wichtiger als das Flugzeug, und die Kamera wird sich auf dieses andere Objekt konzentrieren. Dies kostet nicht nur eine schlechte Aufnahme, sondern auch Zeit, um die Optik auf näher oder ferner einzustellen, und dann auch Zeit, um wieder auf das Flugzeug zu fokussieren.
Es können beide Einstellungen ausprobiert werden, um sich dann für diejenige zu entscheiden, die das bessere Ergebnis liefert. An meiner EOS 20D neige ich zum zentralen Autofokus-Feld, eben gerade aus den oben genannten Gründen.
Einige Kameras der gehobeneren Klasse mögen auch benutzerdefinierte Funktionen für weitergehende Anpassungen des Autofokus-Verhaltens anbieten. In der Canon 1D-Serie sind dies insbesondere:
- AF-expansion (Autofokus-Erweiterung) - es kann ein einzelnes Autofokus-Feld ausgewählt werden, die Kamera wird jedoch das Objekt unter Verwendung von 7 oder 14 zusätzlichen Sensoren verfolgen, die das Haupt-Autofokus-Feld umgeben (das Autofokus-System der 1D hat total 45 Autofokus-Felder)
- Autofokus-Empfindlichkeit - es kann gewählt werden, wie schnell die Kamera auf plötzliche Veränderungen reagieren soll. Wenn "langsam" gewählt wird, werden kleine Objekte wie zum Beispiel Lampen oder Vögel usw. die Kamera nicht veranlassen, auf sie zu fokussieren, wenn sie zwischen der Kamera und dem Flugzeug auftauchen.
Diese beiden Einstellungsmöglichkeiten schützen vor den oben erwähnten
Fallen. Auf jeden Fall muss die Bedienungsanleitung vollständig gelesen
werden, es können einige wirklich hilfreiche (und tief in den Menus versteckte)
Dinge entdeckt werden, die von der Kamera gar nicht erwartet wurden.
Hinweis zur Fotografie von Ausstellungen am Boden
Bei der Ausstellung am Boden wird man natürlich den Einzelbild-Autofokus verwenden wollen Ein Hinweis: Man wird versucht sein, am zentralen Autofokus-Feld festzuhalten und die "focus & recompose"-Methode anzuwenden (Fokus mit dem zentralen Autofokus-Feld ermitteln, dann jedoch wegschwenken, um den Bildausschnitt anders zu wählen). Davor sollte man sich in Acht nehmen! Aufnahmen unbewegter Objekte sind normalerweise:
- von ziemlich nahe ausgeführt
- zeigen relativ grosse Objekte
deshalb muss die Schärfentiefe beachtet werden!, besonders bei
Weitwinkel-Aufnahmen - oder man wird schlussendlich das beabsichtigte Ziel aus
dem Fokus verlieren.
Wahl der ISO-Empfindlichkeit
Aus naheliegenden Gründen werden tiefe ISO-Werte empfohlen. Dies garantiert, dass das Bild rauschfrei ist und wirkt sich auch günstig in der Nachbearbeitung aus.
Jedoch sollte man nicht um jeden Preis an ISO 100 festhalten. Heutige
Kameras beherrschen das Rauschen wirklich gut und ergeben bei Tageslicht sogar
bei ISO 800 eine gute Qualität. Zur Beachtung: Es ist besser, ein
messerscharfes Bild mit 1/1000 Sekunde und etwas Rauschen zu haben, als ein
rauschfreies, aber unscharfes Bild mit 1/200 Sekunde.
Auto-ISO
Neuere Kameras verwenden normalerweise einen Auto-ISO-Modus. Dies kann für
die Luftfahrtfotografie eine Wohltat sein, wenn er richtig angewandt wird.
Leider ist zumindest die Umsetzung von Canon weit davon entfernt, perfekt zu
sein - manchmal pumpt es die Empfindlichkeit auf lächerlich hohe Werte hinauf,
was dann zu Kombinationen von zum Beispiel ISO 800 und 1/8000 Sekunde führt,
alles bei 200mm Brennweite und guter Beleuchtung. Versuchen Sie es, vielleicht
ist Ihr System besser.
Belichtungsmessung
Bezüglich Belichtungsmessungs-Modus gibt es die "allgemeingültige Weisheit", dass die mittenbetonte Belichtungsmessung oder auch die Spot-Belichtungsmessung verwendet werden soll. Dadurch wird das Flugzeug immer richtig belichtet (solange es sich im Zentrum befindet).
Aber in der Praxis kann man verwenden, was man will Man mag nämlich
Belichtungsmessungs-Modi finden, die zum eigenen Fotografierstil besser passen,
vor allem dann, wenn sie kombiniert werden mit...
... Belichtungs-Korrektur
Welchen Belichtungsmessungs-Modus man auch wählt, die Kamera wird versuchen, den Durchschnitt davon zu ermitteln, was sie mit ihren Belichtungsmessungs-Sensoren erfasst, um dann das Bild so neutral ("grau") wie möglich zu belichten. Währenddem dies bei den meisten Szenarien im wirklichen Leben gut funktioniert, ist es nicht immer gut für Luftfahrtfotos - besonders, wenn die Flugzeuge sich in der Luft befinden.
In einer typischen Situation ist ein bewegtes Objekt im Zentrum, der Rest des Bildes ist Himmel, und dieser wird mehr Einfluss auf die Belichtung haben, als man wünscht. Bis zu einem gewissen Ausmass kann dies dadurch verhindert werden, indem die mittenbetonte Belichtungsmessung gewählt wird... aber wenn man (wie ich) nicht immer das Flugzeug mit dem Spot-Feld verfolgen mag, mit einem 400mm-Objektiv, kommt die Belichtungs-Korrektur ins Spiel Sie ermöglicht es, der Kamera vorzugeben, was wichtig ist im Bild.
Eine typische, gemeine Situation ist die folgende: Ein schwarzes Flugzeug am
hellen Himmel. Die Kamera wird sich "denken": "Ok, das Meiste des Bildes ist
hell, da hat es nur diesen scheusslichen dunklen Fleck in der Mitte ... also
mache ich den Himmel so richtig schön". Und tatsächlich, das schwarze Flugzeug
wird - schwarz bleiben Um dies zu verhindern, muss etwas Korrektur eingegeben
werden. Der Himmel wird heller werden, aber dafür gibt es zumindest einige
Details des Flugzeuges zu sehen. Die Farben mögen etwas stumpf ausfallen, aber
dies kann in der Nachbearbeitung behoben werden.
Avro Lancaster B.1, Fairford (Grossbritanien), 2006
EOS 1D MkIIN, 100-400IS @400mm, f/9, 1/250s, ISO200, Blendenpriorität
Belichtung auf die Lichter (RAW)
Fotografie im RAW-Format hat die angenehme Eigenschaft, dass die Details von überbelichteten Bereichen in einem gewissen Umfang wiederhergestellt werden können (ein wenig wie bei Negativen in der Analogfotografie). Die vernünftige Grenze dabei befindet sich bei 1 bis 2 Blendenstufen, abhängig von der Art des Objektes. Was darüber liegt, führt zu Farbstörungen.
Noch besser ist dabei, dass die Wiederherstellung praktisch verlustfrei erfolgt. Während das Hervorholen von Details aus dunklen Bereichen immer etwas zusätzliches Rauschen mit sich bringt, hat die Wirkungsweise der DSLR-Sensoren den Nebeneffekt, dass die Wiederherstellung der hellen Werte aus den überbelichteten Bereichen tatsächlich ein wenig Reduktion des Rauschens bewirkt.
Die praktische Konsequenz daraus ist die: Wenn man nicht sicher ist, welche
Einstellung gewählt werden soll, kann die "hellere" ausprobiert werden. Selbst
wenn sie überbelichtet, dies kann bei der "Entwicklung" der RAW-Datei behoben
werden.
Schnell-Umschalt-Modus
Wenn man die Leitsätze stets befolgt, befindet man sich oft in einem fortwährenden Umschalten zwischen zwei Einstellungen. Diese können ungefähr so aussehen:
- Blendenprioritäts-Modus, ISO 400, mittenbetonte Belichtungsmessung, Belichtungskorrektur + 1,0 Blendenwert - für den Fall, dass die Objekte sich am Himmel befinden, und
- Belichtungszeitprioritäts-Modus, ISO 100, Mehrfeld-Belichtungsmessung, keine Belichtungskorrektur - für den Fall der niedrigen Vorbeiflüge, Takeoffs und Landungen usw.
Man muss schon einige Zeit üben, um das Umschalten zwischen diesen beiden Einstellungen zu beherrschen. Je nach Kamera kann dies alles innerhalb weniger als einer Sekunde erreicht werden.
Einige Kameras bieten die Möglichkeit von sogenannten benutzerdefinierten
Modi an, die die gesamte Einstellung unter einer schnell zugänglichen
Voreinstellung programmieren lassen. Wenn dies im Moment auch verlockend und
hilfreich ist, darf man nicht vergessen, dass man selbst immer noch die Lage
beherrschen muss und deshalb diese Einstellungen immer wieder überprüfen muss
Propellermaschinen
Eine der ersten Regeln, die jeder Luftfahrtfotograf lernt, ist: "Mach diesen Propeller unscharf!" - oder das Flugzeug sieht aus, wie wenn es in die Luft gehängt worden wäre. Es ist beides, ein Segen, aber auch ein Albtraum - zuerst deshalb, weil, wenn es richtig gemacht worden ist, dem Bild einen schönen, dynamischen Ausdruck verleiht, was mit Jets nicht so leicht möglich ist, weil diese ... nun, nichts zum unscharf machen besitzen Andererseits jedoch erfordert dies eine Belichtung mit langer Belichtungszeit, die, verbunden mit den üblichen Brennweitenbereichen von 200 bis 400 mm, schon einige Anstrengung erfordert.
Mein erster Ratschlag: Man soll es nicht zu einem Fetisch werden
lassen. Es ist zwar wirklich cool, die Vorführung eines Helikopters mit
1/30 Sekunde zu fotografieren und dabei den Rotor eine eindrückliche, volle
Scheibe darstellen zu lassen - aber dies sollte nicht das primäre Ziel sein.
Man wird schlussendlich einmal dahin kommen aber zuerst sollte man es
einfach schön aussehen lassen.
Christen Eagle II, Kestenholz Flugtage, 2009
EOS 1D MkIIN, 70-200/2.8IS @200mm, f/16, 1/30s, ISO100, Belichtungszeitprioritäts
Zweiter Ratschlag: Es hängt alles vom Typ des Flugzeuges ab. Oder vielmehr, von der Rotationsgeschwindigkeit des Propellers. Hier sind ein paar Werte für verschiedene Flugzeugarten, die ich vernünftig finde (das heisst, nicht kürzer belichten als wie folgt):
Ferngesteuerte Propeller-Modellflugzeuge | 1/1000 Sekunde |
Moderne Kunstflug-Flugzeuge (wie zum Beispiel Extra) | 1/500 Sekunde |
Ältere Kunstflug-Flugzeuge (Bücker usw.) | 1/200 Sekunde |
Warbirds (Texan, Mustang usw.) | 1/200 Sekunde |
Oldtimers und General Aviation | 1/160 Sekunde |
Helikopter | 1/100 Sekunde |
Wenn man sich daran hält, sollte das Bild nicht diesen hässlichen Eindruck des "Aufgehängtseins" eines Flugzeuges vermitteln. Natürlich, je länger die Belichtungszeit ist, desto besser. Man muss sich jedoch vor Augen halten, dass ein unscharfes Bild trotz voller Propellerscheibe schlechter ist als ein scharfes Bild, das mit 1/400 Sekunde aufgenommen worden ist, und das bloss einen Viertel der Propellerscheibe zeigt.
Weitere Hinweise dazu gibt es weiter unten beim "Mitziehen"
Jets (im Flug)
Wie bereits erwähnt, gibt es hier nicht viel, das unscharf gemacht werden könnte... Hier kann man sich darauf konzentrieren, ein scharfes Bild zu erreichen. Deshalb der Ratschlag, den Blendenprioritäts-Modus zu wählen! Das Objektiv weit offen lassen, oder, wenn es dort noch keine guten optischen Eigenschaften hat, es um 1 bis 2 Blendenstufen zu schliessen, und die Kamera die kürzestmögliche Belichtungszeit selbst wählen lassen.
Während dem Aufnehmen muss die Belichtungszeit überwacht werden - wenn sie gefährlich lang wird (so ab 1/200 Sekunde), muss man die ISO-Empfindlichkeit erhöhen (auf ISO 200 oder ISO 400).
Übrigens, genau das selbe Vorgehen gilt für die Segelflugzeuge Oder für
überhaupt alles, das fliegt und keine Propeller hat.
Mitziehen
Wenn ein Flugzeug tief fliegt und der Hintergrund dadurch mehr Unterschiede aufweist als der blosse Himmel, ergibt sich die Gelegenheit, durch das Mitziehen zusätzliche Dynamik ins Bild zu bringen. Dies bedeutet einfach:
- Belichtungszeit unter den "Standardwert" verlängern - es ist jedem selbst überlassen, wie weit er gehen kann man sollte jedoch die untenstehenden Bemerkungen zu den Limiten beachten.
- dem Flugzeug mit dem Objektiv folgen - und zwar genauer als üblich
Wenn dies richtig gemacht wird, kommt dabei ein scharf abgebildetes Flugzeug heraus, mit einem schön verschwommenen Hintergrund, was einen grossartigen Eindruck von Geschwindigkeit vermittelt. Diese Technik lässt sich typischerweise in den folgenden Situationen anwenden:
- Takeoff oder Landung (selbst wenn das Flugzeug nicht in der Luft ist)
- tiefe Vorbeiflüge in Solovorführungen
- ... oder wenn immer das Flugzeug tief genug fliegt, damit sich etwas im Hintergrund befindet, das unscharf abgebildet werden kann
- ... speziell wenn einige ähnliche Flugzeuge kommen, zum Beispiel für die Landung - dann kann man das erste Flugzeug klar und scharf aufnehmen, und dann bei den weiteren versuchen, mitzuziehen.
EOS 10D, 70-200/2.8IS @200mm, f/22, 1/60s, ISO200, Belichtungszeitprioritäts
Werte und Limiten
Das Mitziehen erfordert einige Übung. Ansprechende Effekte beginnen bei 1/160 Sekunde, aber für die wirklich gelungenen Fotos muss man weit länger belichten, bis ungefähr 1/30 Sekunde. Ein paar einfache Regeln:
- Je länger die Brennweite ist, umso schwieriger ist es, die Hände ruhig genug zu halten und damit das Flugzeug scharf zu halten (bei gleicher Belichtungszeit). Klingt einleuchtend, nicht wahr?
- Aber dann: Je länger die Brennweite ist, desto geradliniger wird die Bewegung des Flugzeuges - es wird tatsächlich auch etwas einfacher
- Und wie wenn das oben Erwähnte nicht verwirrend genug wäre: Je länger die Brennweite ist, desto kürzer kann die Belichtungszeit gewählt werden, um den selben Effekt des unscharfen Hintergrundes zu erreichen. Der Grund dazu ist der, dass bei der Teleaufnahme der Hintergrund relativ schneller überstrichen wird als bei einer Weitwinkelaufnahme.
Es scheint, dass es keine untere Grenze für die Belichtungszeit gäbe und alles nur von der Führung der Kamera abhängig sei. Leider trifft dies nicht zu. Wenn man die Belichtungszeit verlängert, wird man ab einem gewissen Punkt feststellen, dass Teile des Flugzeuges unscharf werden. Dies ist das Ergebnis von unterschiedlicher Winkelgeschwindigkeit in Bezug auf die Kamera. Währenddem dies bei kurzer Belichtungszeit vernachlässigbar ist, wird es sichtbar (und ärgerlich), wenn man extreme Mitzieher versucht. Leider kann nichts dagegen unternommen werden Dies sind einfach die Gesetze der Optik und der Geometrie, da gibt es keinen Ausweg.
Je näher man einem Objekt ist (wenn man also kürzere Brennweiten verwenden
kann), umso ärgerlicher wird dies. Wenn man das Mitziehen bei grossen
Verkehrsflugzeugen versucht, mit Brennweiten zwischen 70 bis 100 mm, wird man
diesen Effekt bereits bei 1/100 Sekunde feststellen. Bei den kleineren
Flugzeugen wie bei den Jets in einer Flugvorführung beim Takeoff, ist es
normalerweise bereits ab ungefähr 1/30 Sekunde feststellbar.
Stunts beim Start
Startende Flugzeuge, speziell die Jets bei Solovorführungen, vollführen oft einige coole Tricks unmittelbar nach dem Takeoff. Aber, wenn man dabei mitziehen will, mag man noch die Belichtungszeit von 1/30 Sekunde eingestellt haben, wenn das Flugzeug sich in die Luft erhebt, was ein unscharfes (und möglicherweise unterbelichtetes) Bild ergibt. Der Trick dabei ist:
- Die Kamera ist im Belichtungszeitprioritäts-Modus, richtig? Lange Belichtungszeit, keine Belichtungskorrektur, wenig Zoom, usw.
- Man muss den einen Finger die ganze Zeit am Drehrad für die Belichtungszeit haben
- Man muss den anderen Finger am Drehrad für die Belichtungs-Korrektur haben (ja, die Kamera muss über diese beiden Drehräder verfügen)
- Dann kann man normal mitziehen, wie man das immer tut
- Sobald sich das Flugzeug nicht mehr gegenüber einem befindet, muss das
Folgende sehr schnell gemacht werden:
- die Belichtung um 2 bis 3 Blendenstufen erhöhen (oder was auch immer sinnvoll ist für die jeweilige Kombination von Flugzeug und Lichtverhältnis), dies sollten einfach zwei bis drei Rasten am Rad sein
- die Belichtungszeit verkürzen - jetzt besteht nicht die Zeit, um Tourenzahlen zu berechnen, man muss das Drehrad einfach voll nach rechts drehen
- mit dem Objektiv voll heranzoomen
Mit ein wenig Übung wird man all dies in einem Bruchteil einer Sekunde
bewerkstelligen können - und voilà, hat man das Bild einer F-16,
mitgezogen beim Start, und das Bild der selben Maschine mit dem
Triebwerksstrahl beim Emporsteigen
Ausstellung am Boden
Generell gibt es hier in technischer Hinsicht nicht viel zu sagen. Die sind
einfach normale Fotos. Man muss jedoch die weiter oben erwähnte Bemerkung zur
"focus & recompose"-Methode beachten - und die Schärfentiefe überwachen,
speziell dann, wenn mit Weitwinkel fotografiert wird.
Nachtaufnahmen
Wenn man Fotos in der Nacht (oder in schlecht beleuchteten Innenräumen) aufnehmen kann, muss man wirklich ein Stativ benützen. Dann sind die Einstellungen wie folgt:
- Blendenprioritäts-Modus, oder Manual-Modus, siehe weiter unten
- Empfindlichkeit ISO 100
- Blende f/8 oder mehr geschlossen (es ist aber auch sonst ein sinnvoller Wert ist möglich, wenn man weiss, was man damit in Bezug auf die Objektivleistung und die Schärfentiefe erreicht)
- Selbstauslöser, ungefähr 2 Sekunden Verzögerung
EOS 1D MkIIN, 24-70L @63mm, f/5.6, 1.3s, ISO100, Blendenpriorität
Einige Leute empfehlen zusätzlich einen Fernauslöser (kabelgebunden oder drahtlos). Ich glaube nicht, dass dies wirklich notwendig ist. Das Betätigen des Auslösers verursacht etwas geringe Vibration der Kamera, jedoch ein paar wenige Sekunden Verzögerung sind genug, bis die Vibration aufhört. Und selbst wenn sie dann noch nicht aufgehört hätte, würde sie nicht mehr viel bewirken, wenn man die Belichtungszeit von ein paar Sekunden berücksichtigt.
Normalerweise ist der Blendenprioritäts-Modus (vielleicht kombiniert mit
etwas Belichtungskorrektur) gerade richtig. Aber wenn das Ergebnis nicht
befriedigend ist, kann man auch im Manual-Modus mit ungefähren Werten arbeiten
(wie zum Beispiel Blende f/8, Belichtungszeit 6 Sekunden), und mit ein paar
Versuchen sich an das optimale Bild heran arbeiten
Schlussgedanken
Bis jetzt sind die technischen wie auch die Kompositorischen Gesichtspunkte behandelt worden. Das müsste einem ermöglichen, fotografieren zu gehen! Wer sich nicht ausgerüstet genug fühlt, kann das nächste Kapitel über die Ausrüstung besuchen
Deutsch-Übersetzung von Chrigu G.
Letzte Aktualisierung: 18-04-2010, 23:15